EUROPA UND DIE USA VERHANDELN DIE ZUKUNFT – DIE ARABER SCHAUEN ZU
: Feilschen um Nahost

Die Interessen der beiden Machtblöcke USA und Europa sind auf der Münchner Sicherheitskonferenz in Sachen Nahost klar abgesteckt worden. Die USA fordern von den Europäern Soldaten und Geld für den Irak. Diese dagegen wollen politischen und wirtschaftlichen Einfluss in einer Region, in der heute einzig Washington das Sagen hat.

Zwischen diesen beiden Polen wird die Zukunft der Region ausgehandelt. Die USA werden keine Soldaten ohne politische Zugeständnisse an die Europäer bekommen, die Europäer keinen Einfluss ohne ein militärisches Standbein an der Seite der Vereinigten Staaten. Mit seinem Hinweis, Deutschland werde den Nato-Einsatz im Irak nicht blockieren, ihn aber mit Skepsis betrachten, wich Außenminister Joschka Fischer geschickt der Forderung Donald Rumsfelds aus, die von der polnischen Armee verwaltete Zone im Zentralirak müsse der Nato übertragen werden. Dabei weiß Fischer genauso gut wie der amerikanische Verteidigungsminister, dass der schleichende Nato-Einsatz mit den italienischen und spanischen Truppen im Irak längst begonnen hat. Mit seinem Vorschlag einer Freihandelszone am Mittelmeer bis zum Jahr 2010 zur Stabilisierung der Region will der Grüne den politischen Anspruch Europas wenigstens noch einmal aussprechen.

Die arabische Welt sitzt wie immer nur im Publikum. Zumindest deren Regierungen dürfen sich nicht gegen das Schwergewicht Rumsfeld auflehnen, aber in Wirklichkeit hoffen alle zumindest auf einen Patt-Ausgang im amerikanisch-europäischen Ringen. Europa wird bei den Arabern seit je als Gegengewicht zum übermächtigen Washington betrachtet, das keiner mehr als ehrlichen Makler ansehen kann, sei es im israelisch-palästinensischen Konflikt oder im Irak. Die USA sind Teil des Problems, nicht die Lösung.

Fischers Vorschlag der politischen und wirtschaftlichen Einflussnahme ist auch wesentlich mehr nach Geschmack der Araber. Denn eines haben die wiederholten Anschläge auf italienische und spanische Truppen im Irak deutlich gemacht: Besatzungssoldaten bleiben in arabischen Augen auch solche, wenn sie europäische Pässe bei sich tragen. KARIM EL-GAWHARY