Al-Nur-Moschee verschönt ihren Netzauftritt

Die vormals unkaschierten antisemitischen Äußerungen auf der Homepage des Moscheevereins wurden entschärft

Einige Tage nachdem die Neuköllner Al-Nur-Moschee (die taz berichtete) nun aufgrund von sich verdichtenden Beweisen über Kontakte zu al-Qaida ins Visier der Öffentlichkeit geriet, wurden auf der Homepage der Moschee kleine „Korrekturen“ vorgenommen. Bislang machte der Moscheeverein aus seiner antiwestlichen und anitsemitischen Einstellung im Internet kein Geheimnis. Seitdem aber Generalbundesanwalt Kay Nehm seine Ermittlungen aufgenommen hat, wurden insbesondere die antisemitischen Textstellen entschärft. So schrieb zuvor Scheich Salim El Rafei, der Imam, in einem Frage-und Antwort-Spiel, dass im Koran stehe, „die Juden seien verflucht“. Als Begründung folgte: „weil sie auf der Erde Unheil stiften“. (siehe Koran-Sure Die Höhen, 7:167)

Nun sorgte offenbar die Frauengruppe der Moschee, in der deutsche Konvertitinnen aktiv sind, für mehr Gesetzestreue. Der Zusatz „weil sie … Unheil stiften“ wurde entfernt. Noch nicht bearbeitet wurde jedoch ein weiteres, durchaus als antisemitisch zu interpretierendes Koran-Zitat, dass sich in einem Statement des Muslimats findet: „Die Schlange ist die Umwandlungsform der Dschinn, genauso wie die Affen und Schweine Umwandlungsformen der Juden sind.“

Darin sieht der Verfassungsschutz bislang keinen Tatbestand der Volksverhetzung. Man habe die Internetseiten solcher Organisationen ständig im Blick, heißt es. Falls es dort etwas „Relevantes“ gäbe, würde eingeschritten. Allerdings, so betonen die Verfassungshüter stets, gelte es, das sehr hoch angesiedelte Gut der freien Religionsausübung zu berücksichtigen.

Das BKA ermittelt gegen den Imam, einen 42-jährigen Libanese, und fünf weitere Männer aus dem Umfeld der Al-Nur-Moschee wegen des Verdachts der Gründung einer terroristischen Vereinigung. Haftbefehl erließ die Bundesstaatsanwaltschaft nur gegen den Tunesier Ihsan G. Imam El Rafei erklärte unterdessen, den wegen Verwicklungen in die Terroranschläge auf die USA zu 15 Jahren Haft verurteilten Marokkaner Mounir El Motassadeq zu kennen. Er habe ihn in Glaubensfragen kontaktiert. „Ich bin in Europa als Islamwissenschaftler sehr gefragt.“

ADRIENNE WOLTERSDORF