was macht eigentlich ...Hans-Georg Lorenz?

Wirft hin

Von so viel Getuschel hatte der knapp 60-jährige Rechtsanwalt gestern die Nase voll. Als das SPD-und Ausschussmitglied in den Saal des Abgeordnetenhauses kam, wo der Verfassungsausschuss tagte, steckten die übrigen Kollegen zunächst die Köpfe zusammen. Dann wurde Lorenz in einem Tête-a-tête gebeten, nicht an der Sitzung teilzunehmen. „Hinauskomplimentiert“ sei er worden, gab Lorenz anschließend in seiner öffentlichen Erklärung kund und wirkte reichlich indigniert. Was zu viel ist, ist zu viel, mag er sich gedacht haben und legte sein Amt nieder. Anlass war, dass der Ausschuss für Verfassungsangelegenheiten sich gestern mit den Ermittlungsergebnissen des Bundeskriminalamtes in Sachen Neuköllner Al-Nur-Moschee und ihrer eventuellen Al-Qaida-Kontakte beschäftigen wollte. Lorenz’ Pech war, dass er vor Jahren, in seiner Funktion als Rechtsanwalt, den heutigen Imam der Al-Nur-Moschee, Scheich Salem El Rafei, in einer ausländerrechtlichen Klage vertreten hatte. Damals ging es um die Einbürgerung El Rafeis. Obwohl Lorenz gestern erklärte, das Mandat schon seit Jahren niedergelegt zu haben, blieb er wegen angeblicher Befangenheit unerwünscht. „Das ist typisch“, schimpften gestern Empörte über diese Art und Weise des demokratischen Miteinanders. Aber da, liebe Politiker, haben wir doch schon ganz andere Zeiten erlebt. Damals, in der großen Koalition, als es völlig o. k. war, gleichzeitig eine Bank und das Land zu regieren … Oder war das jetzt der große Mentalitätswechsel? AW FOTO: ARCHIV