kein frieden mit konstantin wecker von WIGLAF DROSTE
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Mitte Februar gab Konstantin Wecker in Berlin ein Konzert gegen den Krieg, dessen unmittelbare Folge der Kriegsausbruch war. Gemeinsam mit Hannes Wader und Reinhard Mey gelang es Wecker, noch die friedfertigsten Menschen zu erschüttern. Nicht wenige Zuhörer wären zum Bellizismus konvertiert, wenn das geholfen und das Geheule ein Ende gehabt hätte. Wecker aber nahm alles ganz anders wahr und schrieb an die Tageszeitung junge Welt: „250.000 Menschen in Berlin waren begeistert von meinen Liedern, und ebenso war auch der Auftritt in der Uni, wie ich glaube, ein wichtiger, den Menschen Mut machender Beitrag.“

Anlass seines Briefes war eine Kritik, die junge Welt-Redakteur Rainer Balcerowiak über die von Mey, Wader und Wecker gemeinsam hergestellte CD „Das Konzert“ geschrieben hatte: „Die drei Künstler mähren sich klampfend und salbadernd durch geschlagene zwei CD-Stunden, immer exakt voll daneben“, hatte es eher zurückhaltend geheißen. Wecker sah den kompletten Weltfrieden gefährdet und behauptete: „Hier wurde ein ganz gefährlicher Keil in eine Bewegung geschlagen, die gerade jetzt eine große Chance hätte, zur politischen Kraft zu werden. Man sollte die Kraft der Musik (auch die der alten Protestsänger) in einer solchen Bewegung nicht unterschätzen.“ Der selbstgefällige Krempel fand beim Adressaten offene Ohren. Ulla Jelpke von der PDS, die in der jungen Welt das Innenpolitikressort leitet, begeisterte sich in einem Verlautbarungsmix aus ADN und DKP über die Exhumierung der Initiative „Künstler für den Frieden“, an der außer Wecker auch der singende Spitzel Diether Dehm maßgeblich beteiligt war: „Bleibt zu hoffen, dass es den Veranstaltern in Zukunft gelingt, auch Jugendkultur in diese Initiative einzubinden.“

Von der Hoffnung, Jugendliche anbinden zu können, lebt auch Konstantin Wecker und fordert „ein Zueinanderstehen mit dem Wissen, dass wir alle … zusammen etwas wollen: eine gerechtere Welt. Ein gerechteres und liebevolleres Miteinander.“ Wenn es irgendetwas gibt, das ich ganz sicher nicht will, dann ist es ein liebevolleres Miteinander mit Konstantin Wecker – der seinen Kritiker Balcerowiak kundig zu bezichtigen weiß: „Durchaus vorstellbar ist für mich auch eine Unterwanderung durch staatliche Geheimdienstkräfte. Eine ekelhafte Vorstellung.“ Klar: Wer Ohren am Kopf hat und also Weckers Lieder nicht leiden mag, muss beim Verfassungsschutz arbeiten. So stellt sich der durch Nasenata-Abusus vollends zusammengeschmolzene Weckerkopf das vor.

Für das Schleimbuch „Rudolf Scharping – Der Profi“ schrieb Wecker 1994 den Beitrag „Mein Freund Rudolf“, den er mit diesem Satz beendete: „Wir werden uns sicher noch oft die eine oder andere Flasche Wein schmecken lassen und den Sicherheitsbeamten auf ein paar Stunden davonflutschen, um uns dann wie zwei kleine Buben diebisch zu freuen.“ Es wäre erfreulich, wenn Wecker genau das täte: mit seinem Freund Scharping einen auf Bubi machen in der freundlichen Obhut gemütlicher Herren in weißen Jacken.