Höherer Abschluss nicht für jeden?

betr.: „Staat gibt Hauptschüler auf“, taz vom 13. 11. 08

Endlich sind die Hauptschüler mal einer Zeitung einen Aufmacher wert! Als Lehrerin habe ich seit Jahren mit Hauptschülern zu tun, die sich (von der Gesellschaft gezwungen, die ihnen mit diesem Abschluss kaum eine Chance auf dem Arbeitsmarkt gibt) um einen höheren Abschluss bemühen.

In vielen Bundesländern (z. B. Saarland und jetzt auch Rheinland-Pfalz) geht man allerdings einen anderen Weg, der zwar auch im Artikel und Interview mit Herrn Paul gefordert wird, den ich aber für illusorisch und gefährlich halte: Durch die „Abschaffung“ (de facto allerdings nur Umetikettierung) der Hauptschule wird suggeriert, es gäbe keine Absolventen auf diesem Niveau mehr. Sosehr ich „meine“ HauptschülerInnen und ihre Fähigkeiten schätze: Nicht für jeden ist ein höherer Abschluss ein erreichbares Ziel, sondern nur mit dem Erlebnis des Scheiterns verbunden, und noch nie haben die besseren Schüler schwächere „mitgezogen“. Die Abstempelung findet dann innerhalb der Lerngruppe statt, und darüber hinaus führt dieses System nur dazu, das Niveau des nächsthöheren Abschlusses so zu senken, dass auch dieser mittlere Abschluss bald Arbeitgebern nicht mehr reichen wird. FRANCA HESS, Saarbrücken

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