Bahn nach Tunnel-Unfall weiter in der Kritik

Staatsanwaltschaft prüft Konsequenzen aus Unfallbericht. Finanzkrise bedroht wirtschaftliche Position der Bahn

BERLIN taz/ap ■ Nach der Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts zum ICE-Unfall in einem Tunnel bei Fulda drohen der Bahn möglicherweise juristische Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft Fulda hat ein Gutachten zur Klärung der Unfallursache in Auftrag gegeben und prüft eine Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung, sagte Staatanwalt Harry Wilke am Montag der taz. Zudem habe die Staatsanwaltschaft Würzburg ein Ermittlungsverfahren gegen den Lokführer eines Rettungszuges eingeleitet, der betrunken gewesen sein soll.

Am 26. April dieses Jahres war ein ICE auf der Schnellstrecke Hannover–Würzburg im Landrückentunnel bei Fulda in eine Schafherde gerast und entgleist; 19 Menschen wurden verletzt. Das Regierungspräsidium Kassel erhob in einem kürzlich bekannt gewordenen Bericht schwere Vorwürfe gegen die Bahn. Deren Notfallleitstelle habe die Lage falsch eingeschätzt, das Unglück heruntergespielt, die Rettungskräfte nicht ausreichend informiert und schließlich sogar die Rettungsarbeiten behindert. Der Einsatz eines Rettungszuges wurde demnach zudem dadurch verzögert, dass der zuständige Lokführer nicht nüchtern war.

Auch an anderer Stelle hat die Bahn Probleme: Wegen der Auswirkungen der Finanzkrise sieht das Unternehmen „erhebliche Risiken“ für seine wirtschaftliche Position im kommenden Jahr und darüber hinaus. Das geht aus einem Schreiben des Personalvorstandes Norbert Hansen an die Vorsitzenden der drei Gewerkschaften Transnet, GDBA und GDL hervor, berichtete die Agentur AP. Es bedeutet einen deutlichen Schwenk in der Beurteilung der eigenen Zukunftschancen.

In dem Schreiben lädt Hansen, bis zum Frühjahr selbst Transnet-Chef, die Arbeitnehmervertreter zu einem Gespräch am Mittwoch in Frankfurt am Main ein. MKR