Streubomben eingesetzt

Britische und US-Streitkräfte geben zu, die Waffen im Irak eingesetzt zu haben, deren Ächtungvor allem Menschenrechtsorganisationen wegen ihrer verheerenden Wirkung seit langem fordern

BERLIN epd/dpa/ap ■ Das britische Militär hat erstmals zugegeben, Streubomben im Irak einzusetzen. Die britische Luftwaffe habe die Bomben auf Randgebiete der südirakischen Stadt Basra abgeworfen, berichtete die BBC unter Berufung auf einen Militärsprecher. Die Armee setze Streubomben in von Zivilisten unbewohnten Gebieten ein, in denen sich viele feindliche Soldaten aufhielten, so der Sprecher. Irakische Regierungsbeamte hatten bereits mehrfach erklärt, die britischen und US-Streitkräfte setzten Streubomben ein. Iraks Informationsminister al-Sahhaf sagte, bei einem Streubombenangriff auf Bagdads Stadtteil al-Durra seien gestern morgen 14 Menschen getötet worden.

Die Führung der US-Streitkräfte hatte am Mittwoch ebenfalls zugegeben, dass Streubomben eingesetzt wurden. Die offenbar verwendete Streubombe vom Typ CBU-105 (Cluster Bomb Units) ist eine Neuentwicklung mit zehn an Fallschirmen auf das Ziel niedergehenden Kleinbomben, in denen wiederum je vier von Hitzesensoren gesteuerte Sprengsätze enthalten sind. Jeder der 40 Sprengkörper kann einen Panzer zerstören. Amnesty international hat die USA für den Einsatz von Streubomben kritisiert, die die US-Truppen beim Angriff auf al-Hilla verwendet haben sollen. Unter den Toten dort sind mindestens elf, die offenbar von Streubomben getroffen wurden.

Die UN-Kinderhilfswerk Unicef hat davor gewarnt, dass Kinder im Irak die von den Truppen der Kriegskoalition ausgegebenen Lebensmittelpakete mit US-Streubomben verwechseln könnten. Unicef forderte die USA und Großbritannien auf, die Farbe der Lebensmittelpakete zu ändern. Wegen der gleichen leuchtend gelben Farbe bestehe für Kinder im Irak ein großes Risiko, durch Blindgänger verletzt oder getötet zu werden. Bereits während des Afghanistankriegs gab es mit den aus US-Flugzeugen abgeworfenen Carepaketen ein ähnliches Problem.

Der Einsatz von Streubomben gilt als äußerst umstritten. Wegen ihrer verheerenden Wirkung verlangen Menschenrechtsorganisationen seit langem deren Ächtung. Vor allem in der Nähe bewohnter Gebiete seien durch die weitflächige Wirkung der Bomben immer wieder Zivilisten gefährdet, sagte BBC-Korrespondentin Hilary Andersson im Südirak. Zudem explodiere ein Teil der Bomben nicht oder nicht ganz, sodass Zivilisten auch noch später durch Blindgänger gefährdet seien. Auch Militärexperten kritisieren den Einsatz von CBU. „Streubomben haben zu Recht einen sehr schlechten Ruf“, sagt Colin King, Autor von „Jane’s Explosive Ordonance Disposal“. Eine Streubombe katapultiere hunderte einzelner Sprengsätze über eine Fläche von der Größe eines Fußballfelds.

Die Prinzessin-Diana-Gedenkstiftung hat den Abwurf von Streubomben über Irak verurteilt. „Es ist empörend, dass die USA und Großbritannien diese Bomben trotz der wohlbekannten Probleme abwerfen“, sagte Stiftungschef Andrew Purkins gestern. Er rief die Menschen auf, Druck auf die Regierung zu machen, diese „blinden“ Waffen aus den Arsenalen zu nehmen.