Kommentar: Imagestreit im Doppel-wahljahr
: NRW vor, noch ein Tor

Nach Verabschiedung des Doppelhaushaltes hat nun das Doppel-Wahljahr in Nordrhein-Westfalen begonnen. Und so gerät die von Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) angekündigte NRW-Imagekampagne in einen giftigen Parteienstreit: Im September sind Kommunalwahlen, ein dreiviertel Jahr später werden die Landtagswahlen abgehalten. Es ist also kein Wunder, dass FDP und CDU allergisch auf den Einsatz von Staatsgeldern reagieren, mit der Steinbrück und Co. das ramponierte Image des Bundeslandes aufpolieren möchten.

Doch ihre Kritik könnten sich die Nichtregierenden gut verkneifen. Denn das was über die Kampagne durchsickerte, ist unglaublich altbacken. Denkt man oppositionell, gibt es wahrlich keinen Grund, sich aufzuregen.

Der kursierende Slogan „NRW vorn“ ist tatsächlich um Lichtjahre entfernt vom witzigen Werbespruch Baden-Württembergs, die mit „Wir können alles – außer Hochdeutsch“ Regionalstolz und Selbstironie heiter paarten. Nein, das an verstaubte Fußballgesänge erinnernde Triumphgeheul Marke Eigenbau kann es nicht einmal mit der letzten Großkampagne aufnehmen: Selbst das von Johannes Rau und Bodo Hombach in den 1980ern entworfene „Wir in NRW“ verströmt heute nochmehr Stil und Klasse.

Was das vorgezogene Wahlkampfgetöse in Düsseldorf noch zeigen kann: Hätten wir im Lande eine abgeklärtere Opposition, die von ihrer eigenen Stärke überzeugt wäre, sie würde die einfallsarmen Chefdenker in der Staatskanzlei schlicht und einfach gewähren lassenCHRISTOPH SCHURIAN