ein lichter augenblick
: Konsequent elektrisch

Morgenstern bringt Lebensfreude

Unter all dem elektronischen Pop, der da vor ein paar Jahren aus Berliner Wohnzimmern in die Rest-Republik schwappte, ist der von Barbara Morgenstern der profilierteste. Bands wie Zwei-Raum-Wohnung oder die Quarks mögen massenkompatibler sein, aber Barbara Morgenstern ist konsequenter in der Umsetzung eines lyrisch-privaten elektronischen Pop.

Auf ihrem Debut-Album „Vermona ET 6-1“ dominierten noch einfache Rhythmen und der Sound der titelgebenden DDR-Heimorgel. Doch die Texte schillerten schon in all ihrer vieldeutigen Pracht. Unblumiger Ausdruck, vorgetragen mit einer klaren Stimme, die es schwer macht zu entscheiden, ob sie nun eher melancholisch oder zufrieden, warm oder kühl klingt.

Am Sonntag bringt Barbara Morgenstern Lebensfreude gemischt mit einem Hauch von Ostalgie nach Bremen. Im Jungen Theater wird sie auf der Bühne stehen, alleine, hinter ihrer Orgel, mit ihrem offenen Ausdruck, der direkten Ansprache ans Publikum: Das sind die Merkmale ihrer Auftritte geblieben. Auch wenn sich ihre Musik auf den seither erschienenen Alben noch verfeinert hat: Das Beatprogramm ist diffiziler und zugleich grooviger geworden. Das 8-minütige Titelstück von „Nichts muss“ – der Live-Höhepunkt – strotzt nur so vor Funk, dank einer sehr präzise eingesetzten Gitarrenlinie.

Bei aller Präzision atmet diese Musik immer noch eine Offenheit, in die jeder seine eigenen Gefühle einhaken kann. Dieser spezielle Resonanzraum hat die Kraft, auch eher unangenehme Emotionen zu verwandeln – in etwas Schönes.

Dieter Wiene

Barbara Morgenstern, Junges Theater, Sonntag 20.30 Uhr