Ausgebeutet fürs Volk

Eine neue Veröffentlichung auf DVD zeigt das Schicksal der ZwangsarbeiterInnen in Westfalen

MÜNSTER taz ■ Das lange verdrängte Schicksal der westfälischen ZwangsarbeiterInnen wird jetzt öffentlich: Die gestern vorgestellte DVD des Landesmedienzentrums des Landschaftsverbandes Westfalen -Lippe „Ausgebeutet für die Volksgemeinschaft?“ widmet den anonymen Opfern 14 Kurzfilme. „Es wird eindringlich sichtbar, wie Menschen zwischen 1940 und 1945 nach Deutschland verschleppt und hier ausgebeutet wurden“, sagt Geschichtsprofessor Alfons Kenkmann.

Im Mittelpunkt stehen Zeitzeugenaussagen von drei ehemaligen Zwangsarbeitern und einer Zwangsarbeiterin aus der Ukraine. Sie haben ihre Erinnerungen zwischen 1998 und 2002 niedergeschrieben, um vom Stadtarchiv Münster einen Nachweis über ihre Zwangsarbeit zu bekommen. Die Berichte der vier Menschen stehen exemplarisch für das Schicksal sowjetischer ZwangsarbeiterInnen in der Industrie, in der Landwirtschaft und bei der Reichsbahn. Zwar sei es historisch vielfach belegt, dass große Teile der Zivilbevölkerung die „Fremdarbeiter“ gut behandelt haben. Über dem Arbeitsalltag der Verschleppten schwebte aber stets das Damoklesschwert der Hinrichtung oder des Abtransports ins KZ bei nichtigsten Anlässen, so der Historiker. Oft reichte schon der bloße Verdacht einer Liebesbeziehung zu einer Angehörigen des so genannten deutschen Volkstums, um ZwangsarbeiterInnen hinzurichten. ANNIKA JOERES