Oberhausener SPD-Oberbürgermeistersuche

SPD in der Centro-Stadt sucht nach Rückzug von Oberbürgermeister Burkhard Drescher Ersatz. Sozialdemokratischer Bundestagsabgeordneter ist für NRW-SPD-Generalsekretär Groschek: „Ein ausgezeichneter Kandidat“

OBERHAUSEN taz ■ Ein gutes halbes Jahr vor der Kommunalwahl fahndet die Oberhausener SPD verzweifelt nach einem Oberbürgermeisterkandidaten. Nach dem überraschenden Rücktritt von SPD-Amtsinhaber Burkhard Drescher am Freitag wollen die Genossen schnellstmöglich einen neuen Spitzenmann auftreiben. Der Oberhausener SPD-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Grotthaus hat schon einen Kandidaten im Auge: „Michael Groschek wäre eine ausgezeichnete Wahl.“ Doch Groschek will eine Kandidatur in seiner Heimatstadt weder bestätigen noch ausschließen. „Ich habe eine Aufgabe im Landesverband“, so der Generalsekretär der nordrhein-westfälischen SPD. Am 18. Februar will die Partei vor Ort ihren Kandidaten für die Wahl am 26. September nominieren.

Am Freitagnachmittag hatten die Genossen in der Centro-Stadt gleich einen doppelten Schock bekommen. Gegen Mittag wurde zunächst bekannt, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder als SPD-Vorsitzender zurücktritt. Um 17 Uhr kam dann eine echte Hiobsbotschaft: Oberbürgermeister Burkhard Drescher kündigte an, nach der Kommunalwahl als Rathauschef aufzuhören. „Das ist keine Entscheidung gegen Oberhausen“, sagte der 52-jährige Drescher, der nach Ende seiner Amtszeit in die freie Wirtschaft gehen will. „Das ist für mich die richtige Zeit, etwas Neues anzufangen.“ Genaue Zukunftspläne will der OB erst später bekannt geben. Monatelang war über einen Wechsel Dreschers zum Energieriesen RWE spekuliert worden. Wohin Dreschers Reise geht, weiß angeblich selbst Oberhausens SPD-Vorsitzender Hartmut Schmidt nicht: „Ich habe keine Ahnung.“

“Dreschers Abgang ist ein Verlust für Oberhausen“, sagt der örtliche SPD-Bundestagsabgeordnete Grotthaus. Die Partei werde aber die Kraft finden, das Rathaus am 26. September zu verteidigen. Zum erweiterten Kandidatenkreis zählen jetzt neben NRW-SPD-Generalsekretär Groschek auch Grotthaus, Parteichef Schmidt, Fraktionsvorsteher Wolfgang Große Brömer sowie Oberhausens Kämmerer Bernd Elsemann. „Wir werden wohl niemanden von außen nehmen“, bestätigt Schmidt die stadtinterne Vorauswahl.

Die Oberhausener CDU geht nach Dreschers Verzicht von einem Machtwechsel in der Niederrhein-Stadt aus. 2004 wollen die Christdemokraten nachholen, was ihre Parteifreunde in Essen und Gelsenkirchen schon vor fünf Jahren schafften. „Die SPD wurde von Dreschers Abtritt kalt erwischt“, sieht CDU-Spitzenkandidat Daniel Schranz seine Partei psychologisch im Vorteil. Der junge Historiker (Jahrgang 1974) glaubt jetzt fest an einen Sieg: „Wir werden die SPD ablösen.“ MARTIN TEIGELER