Kalte Füße, heiße Körper

Von Wolldecken, turmhohen Plumeaus, Kissenbergen, Bettschuhen, Verteilungskämpfen und Wärmflaschen. Erfahrungen und Tipps zur allerschönsten Zeit des Tages. Klar ist natürlich eins: „Wie man sich bettet, so liegt man“

taz ■ In der Zeit der ungeheizten Schlafzimmer war alles anders. Damit wir Kinder die Nächte überstanden, waren unsere Betten aufgebaut wie Bunker: Über der Matratze lag eine mit Bibertuch bezogene Wolldecke, die an drei Seiten festgesteckt wurde. Darauf kam ein turmhohes Plumeau und dazu ein dickes Federkissen, in dem der Kopf versank. Soviel Überwindung es kostete, sich trotz Vorwärmung in dieses Monstrum zu begeben, so schwer fiel es, daraus hervorzukriechen. Heute haben wir die Wahl, wie wir uns betten. Eine kleine taz-Umfrage zeigte, dass es so viele verschiedene Bettgewohnheiten gibt wie Charaktere.

P. zum Beispiel schläft mit vier Kissen und zwei Decken – einer dünnen, einer dicken. Zum Einschlafen benutzt er beide. Wird ihm während der Nacht zu warm, wirft er eine von sich. J. legt sich eine extra Decke auf die Füße, „weil es da immer zieht“ – ein ziemlich verbreitetes Phänomen. Der Autor, wie J. gut 1,70 Meter groß, beschaffte sich eigens eine zwei Meter lange Bettdecke, die ihm aber dennoch zu kurz ist.

“Warum schlägst du das Ende nicht einfach um und steckst deine Füße in die Tasche?“ fragt H. Antwort: „Weil ich dann am Hals und an den Schultern friere.“

Eine Freundin von J., die ebenfalls leicht friert, schlägt ihre Decke einer angeblich größeren Isolationswirkung halber an den Seiten ein. Dass sie kalte Füße hat, mag kaum wundern.

Kalten Füßen vorzubeugen dient ein heißes Fußbad, am besten kombiniert mit einer Fußmassage. Letztere sollte nach der traditionellen chinesischen Medizin eine ausgiebige Massage des Punktes „sprudelnde Quelle“ in der Vertiefung zwischen den beiden Teilen des Fußballens einschließen. Das reguliert die Verdauung und schafft damit die Voraussetzung für einen erholsamen Schlaf.

Eine Daunendecke hilft, weil sie sich besser anschmiegt und besser abdichtet als viele mit Schafwolle und Kunstfaser gefüllte Varianten. Verbreitet ist die Wärmflasche, weniger häufig der traditionell in fleischrosa gehaltene gestrickte Bettschuh.

„Sehr attraktiv sind auch Socken“, sagt J. Mit ihnen vermeide man es auch, sich beim Weg aufs Klo an den kalten Fliesen zu verkühlen. B. packt allerdings der Ekel bei dem Gedanken an sockentragende Bettgenossen.

Die Methode ist daher nicht immer kompatibel mit folgendem Tipp: Schlafen Sie zu zweit – ist ohnehin netter. Während J. sich wundert, wie Männer die eiskalten Füße ihrer Partnerinnen ertragen können, ist es für P. selbstverständlich, dass ihm seine Partnerin die kalten Füße in die Kniekehlen steckt.

Dafür scheiden sich die Geister bei der Frage, wieviele Decken benötigt werden: eine große (zwei mal zwei Meter) oder zwei kleine? J. plädiert für zwei: Es sei so „nett, sich einmal einzurollen“. P. warnt vor Verteilungskämpfen, falls die Schläfer in verschiedene Richtungen strebten. Überdies könne jeder für sich eine Deckenstärke wählen. B. verweist auf ein ökonomisches Problem bei übergroßen Decken: „Man kriegt keine Schnäppchen!“ Den Einwand, Bettwäsche kaufe man ja nicht alle Tage, schlägt P. mit der Wucht seiner Lebenserfahrung aus dem Feld: „Jede Bettwäsche, die ich hatte, wurde von meiner Partnerin abgelehnt.“ Bleibt die Hoffnung, dass die Deckengröße gar keine Rolle spielt, weil J. Recht hat: “Meistens landet man ja doch unter einer.“ Gernot Knödler