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Das notorische rororo-Filmlexikon bescheinigte zwar „gutgelaunte Unterhaltung“, fand den „hübschen Märchenstoff“ aber auch „überlang“. Die Rede ist von der Verfilmung von „Mary Poppins, dem im Gegensatz zu „My Fair Lady“ immer etwas stiefmütterlich behandelten Musical aus den schwingenden Sechzigern, als nicht nur Tellerwäscher, sondern anscheinend selbst Kinderfräuleins und Blumenverkäuferinnen große Karrieren machen konnten. Dass „Mary Poppins“ zwar eine Disney-Produktion, aber im Vergleich zur stockkonservativen Aufstiegsbotschaft von „My Fair Lady“ eher anarchisch angelegt ist, mag überraschen, kann aber heute und morgen um 15 Uhr im Regenbogenkino noch einmal überprüft werden. Zurück aus der Filmgeschichte kann die Gegenwart besichtigt werden: „Kletter-Ida“ ist der letzte große Erfolg des skandinavischen Kinderkinos. Die rasant inszenierte Geschichte um die bergsteigende Ida, die mit zwei Freunden eine Bank ausraubt, um die Operation für ihren schwerkranken Vater finanzieren zu können, brummte an den Kinokassen im Norden und begeisterte beim Kinderfilmfest der Berlinale. Im Gegensatz zu den meist betulich pädagogischen Versuchen der Filmemacher hierzulande, die minderjährige Zielgruppe anzusprechen, setzt „Kletter-Ida“ (im Blow Up, Broadway, Hackesche Höfe u. a.) auf Hollywood-Prinzipien: Die reichlich vorhandenen Action-Sequenzen sind mit schnellen Schnitten und kurzen Brennweiten umgesetzt, auf abgesicherte moralische Botschaften wird verzichtet. Auch Kinder, das lehrt der Erfolg von „Kletter-Ida“, wollen in erster Linie unterhalten und nicht erzogen werden. Das wussten offensichtlich auch schon die Macher von „Mary Poppins“.