Vespers Vatermord

Ein Leben zwischen Plakatekleben für die Deutsche Reichspartei und der Liebschaft zu Gudrun Ensslin, zwischen Drogenrausch und Psychiatrie, Eigenliebe und Selbstmord – im Theaterhaus Mitte wird Bernward Vespers „Reise“ gegeben

„Vespers Reise“ noch heute und morgen um 20 Uhr im Theaterhaus Mitte, Koppenplatz 12, zu sehen. Karten zu 10/6 Euro, ☎ 285 89 32

Das Theater Zeitraum aus Braunschweig hat mit der Inszenierung von Bernward Vespers „Die Reise“ ein starkes Stück gewählt. „Hass“ sollte das Fragment ursprünglich heißen, in dem der Sohn des Nazidichters Will Vesper sein zwischen den Extremen der Zeit schwankendes Leben beschreibt. Diese von Nationalsozialismus und RAF, Drogen und Psychiatrie geprägte Autobiografie wird in einem Sprechstück inszeniert, das mehrschichtig prägnante Stationen hervorhebt und gleichzeitig einen Gesamtüberblick gewährt. 1977 hatte der 33-jährige Vesper keine Lust mehr. „Wer hat da verweigert, bevor Vesper selbst in totale Verweigerung verfiel?“, heißt es in einem Böll-Zitat, und, als wäre es heute geschrieben: „Die Auseinandersetzung mit den Ursachen des Terrorismus hat noch lange nicht begonnen, es wird nicht weiterführen, es bei bloßer Abscheu bewenden zu lassen.“ TIG