Das „eigentliche Duell“ läuft zwischen Grünen und CDU

Peter Radunski, Berliner Senator a.D. und Wahlkampfmanager, berät die Bremer CDU

Wie es sich für einen Strippenzieher gehört: Aus der letzten Reihe beobachtete Peter Radunski den Parteitag der Bremer CDU und machte sich Notizen in einer dicken blauen Kladde. Der Mann hilft der Partei beim Wahlkampf – wenn einer seinen Job versteht, dann er: Seit 1969 managt der heute 64-Jährige Bundes- und Landtagswahlkämpfe für die Christdemokraten, zehn Jahre lang war er Bundesgeschäftsführer der CDU, er war Senator für Bundes- und Europaangelegenheiten in Berlin, von 1996 bis 1999 Kultursenator ebendort. Außerdem hat er mehrere Lehraufträge in Sachen Wahlkampf- und Parteienmanagement. Wie der Bremer CDU zu helfen sei, wollten wir von ihm wissen.

taz: Herr Radunski, was tun Sie in Bremen?Peter Radunski: Ich versuche, dem Wahlkampf der CDU einige Impulse zu geben.

Hat sie das nötig?Ich glaube, die CDU ist programmatisch und personell gut aufgestellt, aber wie jede Partei kann sie Anregungen von außen bekommen, wie sie gut rüberkommt.

Wie kommt sie gut rüber? Indem man die Menschen auf sie aufmerksam macht – wie zum Beispiel mit der Plakatkampagne „Starke Frauen wählen“.

Das war Ihre Idee?Das war mein Vorschlag. Ich bin ein großer Anhänger der Kampagne in der Kampagne. Einheitlichkeit ist wichtig, aber ebenso wichtig ist, dass man bestimmte Dinge herausstellt – Dinge, die nur diese Partei vorzuweisen hat. Das muss früh geschehen und das Einzigartige daran muss klar rüber kommen.

Ist die Bremer CDU nicht ein undankbares, weil langweiliges Objekt? Wenn‘s nach ihr geht, soll doch alles so bleiben, wie‘s war, also Henning Scherf samt SPD vorne und die CDU als ewige Nummer Zwei.Jede Partei hat ihre positiven Seiten und ihre Defizite. Die CDU in Bremen muss meines Erachtens aufpassen, dass sie nicht für die Schwächen der SPD mitverantwortlich gemacht wird. Es gibt hier eine politische Grundwelle: hin zur SPD. Die Grünen haben sich dazu bekannt, und die CDU hat es mit ihrem Parteitag ganz offiziell gemacht. Das eigentliche Duell in dieser Stadt findet zwischen den Grünen und der CDU statt – das sind die vitalen Kräfte. In diesem Streit wird die politische Richtung des Landes bestimmt, vielleicht auch das politische Schicksal von Henning Scherf.

Dennoch scheinen es die Sozialdemokraten in diesen Tagen gut zu haben – alle umwerben sie.Die SPD hat tatsächlich eine komfortable Position. Aber sie kann nicht so tun, als gebe es nur Bremen. Es gibt ja auch die Bundespolitik – das kann sich für die Bremer SPD als ein erheblicher Nachteil erweisen.

Auch wenn es keiner ernsthaft erwägt: Was halten Sie von Schwarz-Grün in Bremen?Ich bin überzeugt, dass schwarz-grüne Koalitionen in Deutschland möglich sind. Aber in Bremen liegen beide zu weit auseinander. Denn die Grünen stehen den Sanierungsnotwendigkeiten nicht so gegenüber, wie es eigentlich angezeigt wäre.

Interview: Susanne Gieffers