berliner grüne
: Gefühlte und reale Opposition

Es gab Zeiten, in denen hatten die Berliner Grünen den Ruf weg, ein linker Landesverband zu sein. Das war in den Achtzigerjahren. Während sich in Baden-Württemberg längst die Realos durchgesetzt haben, horchten in Westberlin noch alle auf das Wort von Christian Ströbele. Doch das tat den Bundesgrünen nicht besonders weh, war das Zentrum der Macht doch in Bonn und nicht in Kreuzberg.

Kommentar von UWE RADA

Nun ist die Regierung zwar in Berlin, doch an Einfluss haben die Berliner Grünen noch immer nicht gewinnen können. Einige der ihren haben es inzwischen zwar zu Ministerehren und Christian Ströbele zum ersten Direktmandat gebracht. Doch mit zunehmender Integration in die Bundespolitik verloren auch die linken Berliner an Schrecken.

Der Berliner Basis ist das gleich, wie der grüne Parteitag vom Wochenende zeigte. Als ob der Berliner Landesverband die Fischers, Beers und Bütikofers schrecken könnte, wurden einmal mehr Resolutionen verabschiedet, die vor allem eines zum Ziel hatten: die gefühlte Opposition. Dass die Bundespartei längst die Überflugrechte der Landesgrünen über ihr Terrain gestrichen hatte – was tat das schon zur Sache.

Zur Sache beigetragen hätte es allerdings, wenn sich die Partei auf das konzentriert hätte, was wirklich ansteht: die Opposition gegen die rot-rote Politik in Berlin. Hier gilt es, sozial gerechte und intelligente Konzepte für eine Politik zu finden, die mehr ist als Sparen. Dass den Grünen dabei wieder mehr zugetraut wird, zeigen die Meinungsumfragen. Aber offenbar peppt die reale Opposition nicht so wie die gegen die Joschkas in den eigenen Reihen.