montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Je länger der Krieg dauert, desto mehr bin ich für den Waffengang, die militärische Auseinandersetzung, den bewaffneten Konflikt. Denn die Spaßgesellschaft erlebt im Bombenteppich der Ernsthaftigkeit ihr Canossa. Auch ich kenne die Freude, den Scherz und den Spaß und trinke ab und an und zu in geselliger Runde ein Bier, einen Gerstensaft oder eine Hopfenbrause. Aber ein gepflegtes Pilsener dauert länger als ein Krieg, und in meinen Kreisen kreisen die Kreisel des Gesprächs mit allem gebotenen Ernst um die Lage. Die Spaßgesellschaft hingegen marschiert unbeeindruckt voran. Die linken Achtundsechziger, zu denen auch ich leider einmal gehörte, bahnten diesem Trend die Front. Sie schossen sich Haschisch und Drogen in die Adern, Venen und Blutbahnen des Lebens, um zu vergessen. Wir hielten uns lieber an Erich Bloch, der in seinem bahnbrechenden Werk „Das Prinzip Hopfen“ schrieb: „Der Geist trinkt.“ Heute sehen wir diesem Geist gnadenlos ins Auge, denn wir sehen uns darin selbst.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.