ryanair-boss als taxifahrer von RALF SOTSCHECK
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Was macht man in Dublin, wenn man reich ist und es eilig hat? Man kauft sich ein Taxi. Der Geschäftsführer der Billigfluglinie Ryanair, Michael O’Leary, hat es privat lieber etwas bequemer als seine Kundschaft. So hat er sich für 5.000 Euro eine Taxilizenz gekauft. Nun kann er mit seinem Auto die Busspuren in der verstopften irischen Hauptstadt benutzen, meint er.

Jimmy Farrelly von der Taxi-Aufsichtsbehörde hält solches Treiben allerdings für illegal: „Wenn er keine Passagiere befördert, ist er kein Taxi.“ Aber manchmal, wenn ein Flug wegen mangelnder Auslastung gestrichen wird, befördert Ryanair auch keine Passagiere und ist dennoch eine Fluglinie, wenn auch wegen ihrer Gewerkschaftsfeindlickeit keine besonders sympathische. Aber sympathisch ist O’Leary auch nicht. Er habe sich die Taxilizenz als Investition gekauft, behauptete er. Ja, bezahlt ihn Ryanair denn so schlecht?

Jedenfalls ist eine Taxilizenz für das Fortkommen in Dublin sehr vorteilhaft. Die Zahl der Autos hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Die Versuche, die Autofahrer durch exorbitante Parkgebühren abzuschrecken, sind fehlgeschlagen, zumal die Parkuhren manchmal eigenwillig handeln. Neulich glaubten sie, es sei ein öffentlicher Feiertag, und weigerten sich, Geld anzunehmen. Ein Programmierungsfehler, erklärte der Stadtrat. Offenbar sind die Parkuhren von einer englischen Software-Firma programmiert worden – und dort war tatsächlich ein Feiertag. Schade, dass es keine iranische Firma war, dann könnte man den ganzen Ramadan über kostenlos parken.

Dublins Stadtväter blicken derweilen interessiert auf London, wo man seit Februar fünf Pfund zahlen muss, wenn man mit dem Auto ins Stadtzentrum möchte. Das könnte in Dublin auch funktionieren, glauben die Stadtplaner, vergessen dabei aber, dass London im Gegensatz zu Dublin ein funktionierendes öffentliches Nahverkehrssystem besitzt. Einer schlug vor, das Gebiet innerhalb der Autobahn M 50 zur gebührenpflichtigen Zone zu erklären. Da es sich um einen Autobahnring handelt, würde das gesamte Stadtgebiet nebst Vororten darunterfallen. Michael O’Leary und die anderen Taxifahrer werden selbstverständlich von der Abgabe befreit.

Warum soll man aber nur die Autos besteuern? Schließlich sind die Fußgängerzonen jeden Samstag so überfüllt, dass man kaum vorankommt, weil alle im Zentrum einkaufen. So könnte man doch auch rund um die Fußgängerzonen Automaten aufstellen, die gegen Bezahlung von zehn Euro ein Tagesvisum ausgeben. Jahreskarten gibt es mit einem geringfügigen Rabatt. Kameras, die über die Innenstadt verteilt sind, registrieren dann, ob die Fußgänger ihre Steuermarke deutlich sichtbar am Revers tragen, was sie zum Aufenthalt in der Fußgängerzone berechtigt. Wer in der Innenstadt wohnt, zahlt den halben Preis oder muss samstags zu Hause bleiben. Rollstuhlfahrer hingegen, die mit dem Auto in die Stadt kommen, könnte man dreifach besteuern – einmal das Fahrzeug, das andere Mal den Rollstuhl und schließlich auch die Person.