Mehr Tote durch SARS

In China sind mittlerweile 51 Menschen an der Lungenseuche gestorben. Weltweit mehr als 2.700 Infizierte. WHO-Experte relativiert Gefahr

PEKING/HONGKONG afp/dpa ■ In China ist erstmals ein Ausländer an der Lungenkrankheit SARS gestorben. Ein für die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) tätiger Finne ist der Krankheit in der Nacht zu gestern erlegen, teilte das chinesische Gesundheitsministerium mit. Mit seinem Tod erhöhte sich die Zahl der Opfer des schweren akuten Atemwegsyndroms (SARS) in China auf 51. In Kanada starb der achte SARS-Patient. Die britischen Gesundheitsbehörden gaben am Samstag einen vierten Verdachtsfall bekannt. Weltweit steckten sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 2.700 Menschen mit dem SARS-Virus an.

Der 53-jährige Finne war laut den Angaben vor zwei Wochen aus Bangkok nach China gekommen und am Mittwoch ins Krankenhaus gebracht worden. Auch ein Kanadier wird in Peking wegen SARS behandelt. Bislang haben sich laut WHO mehr als 1.200 Chinesen mit dem Lungenvirus angesteckt. Auch in Schanghai wurde ein erster Fall bekannt. Im benachbarten Hongkong starben gestern zwei ältere Frauen an der Krankheit. In der ehemaligen britischen Kronkolonie steckten sich erneut 42 Menschen mit dem SARS-Virus an. Erst am Samstag hatten die Behörden in Hongkong drei Tote und 39 neue Fälle gemeldet. Einen ersten SARS-Todesfall meldete auch Malaysia.

Außerhalb Asiens gibt es in Kanada die meisten SARS-Infizierten, dort wurden laut WHO mehr als 201 Fälle bekannt. Die Zahl der SARS-Toten erhöhte sich dort auf acht.

Chinas Behörden versichern dennoch, die Ansteckungen seien stetig rückläufig und die Krankheit „unter Kontrolle“. Die Kooperation mit den chinesischen Behörden sei viel besser geworden, sagte Chris Powell von der Weltgesundheitsorganistion WHO. Er ist Sprecher des WHO-Teams, das in Südchina den Ursachen für das Atemwegsyndrom nachgeht. Auf der Suche nach den Ursprüngen habe die WHO aber „noch einen langen Weg“ vor sich, betonte Powell.

Ein anderer WHO-Experte relativierte derweil die Gefahr: Der Erreger könne sich zwar theoretisch schnell ausbreiten und sei deshalb „ein gewisses Risiko“, sagte der WHO-Beauftragte für meldepflichtige Krankheiten in China, Alan Schnur, vor Journalisten im südchinesischen Guangzhou. Andererseits gebe es – gemessen an der hohen Bevölkerungszahl in Hongkong und der südchinesischen Provinz Guangdong, wo die Krankheit vermutlich ihren Ursprung hat – nur relativ wenige SARS-Fälle.

In den USA teilte das Nationale Gesundheitsinstitut mit, es habe die Suche nach einem Impfstoff gegen SARS aufgenommen.

Dem ersten deutschen Infizierten geht es inzwischen gut. „Alles ist o.k.“, sagte einer der Ärzte der Lungenfachklinik im sauerländischen Hemer (Nordrhein-Westfalen) am Samstag, wo der 72-Jährige seit zwei Wochen behandelt wird. Er bleibt dort noch einige Tage.