kommentar: profilieren und kürzen
: Nicht in die Opferhaltung

Die Dezemberdemonstrationen der Studierenden sind an NRW eher vorbei marschiert. Doch das wird sich ändern, denn die NRW-Hochschulen stehen vor harten Einschnitten. Das Agenda-Kampfdatum 2010 wird auch in der Hochschulpolitik zum Streit führen. Und zu Opfern.

Bis Sonntag sollen die Hochschulen beim Landesbildungsministerium Standortpläne abliefern, in denen sie ihr Profil beschreiben und „Umschichtungspotenziale“ aufzeigen. Im ‚Hochschulkonzept 2010‘ sollen so Stärken gestärkt werden und Schwächen abgebaut. Das derzeit Bundesmittel für Eliteuniversitäten herumgeistern, hat die Hochschulpläne nochmals befeuert.

In Siegen und Dortmund kommt es nun zu den ersten Zukunftskämpfen. Und weil dort einseitig bei den Gesellschaftswissenschaften gekürzt werden soll, entstehen alte Fronten zwischen Verwertungswissenschaften und den Fachrichtungen wie Geschichte oder Theologie, die weniger profitabel sind. Und die Opfer der Profilbildung beginnen sich laut zu wehren.

Doch wenn sich die Studierenden ebenso einseitig auf die Seite der Gesellschaftswissenschaftler stellen, werden sie nicht weit kommen. Besser wäre es, die Lernenden pochten darauf, dass sie vernünftig zu Ende studieren können. Und weiter gedacht: sie beteiligen sich mit kreativen Konzepten an der Uni-Profilbildung. Moderne Gesellschaftswissenschaften brauchen überzeugte Fürsprecher und nicht nur um Autonomie bangende Hochschullehrer.CHRISTOPH SCHURIAN