WOCHENÜBERSICHT: KUNST
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 22. Februar, Jörgen Erkius, Wolf von Kries, Sofia Hultén, Hansi Hinterse(h)er, kuratiert von April Lamm, Wiensowski & Harbord, Goethestraße 69, Sa., So. 15–19 Uhr oder nach Vereinbarung ☎ 0 16 21 35 12 97

„Für April alles Liebe, Hansi Hinterseer“, steht auf dem kleinen Booklet zur Ausstellung, die April Lamm bei Wiensowski & Harbord kuratiert hat. Der Gruß des ehemaligen Weltcup-Ski-Stars und heutigen Volksmusikanten ist der glückliche konzeptuelle Überschuss einer ohnehin geglückten Schau. Die New Yorkerin las mehr in seinem Namen, der als „Hansi Hinterse(h)er“ Ausstellungstitel wurde. Jörgen Erkius, Wolf von Kries und Sofia Hultén schauen nun hinter die Dinge, indem sie allerlei merk- und denkwürdige Aktionen veranstalten. Wolf von Kries zum Beispiel fotografiert Pfützen und findet dazu Inseln im Pazifik, die mit ihnen in Form und Umfang identisch sind. Oder er erstellt eine Gebrauchsanleitung zur Herstellung eines Objekts, wobei sowohl das Produkt wie seine Bestandteile durch Variablen ersetzt sind: „Jeder, der interessiert ist, mit diesen Anweisungen ein Objekt zu bauen, ist frei in der Bestimmung seiner Beschaffenheit, Funktion oder Größe, solange sie mit den Anweisungen in Einklang zu bringen sind. “ Jörgen Erkius dokumentiert in einer Fotoserie, wie er Spielzeugautos in entsprechenden Läden stahl und kaufte, sie auf der Autobahn A1 aussetzte, sie überfahren ließ, um sie anschließend wieder zusammenzukleben und sie in ihrer Originalverpackung zurück in die Spielzeugläden zu stellen. Wenn sie die Dinge nicht gerade verschwinden lässt oder alle „Individuellen Merkmale entfernt“ (wie eine gezeigte Arbeit heißt), liebt es auch Sofia Hultén, Dinge zu reparieren. Wofür man sie logischerweise zunächst kaputt machen muss. Adäquat in der Abstellkammer platziert: ihr wunderbares Video „Vorbereitungen auf ein ungewisses Schicksal“, in dem eine junge Frau alle Ein- und Ausgangsmöglichkeiten ihrer Wohnung abdichtet. Am Ende dringt kein Licht mehr in die Wohnung. Eine bessere Abblende gab es nie.