Mysteriöse Leichenfunde werden untersucht

Gerichtsmediziner reisen nach Basra, um Gebeine zu identifizieren, die britische Soldaten entdeckten

BERLIN/BASRA afp/trt/dpa/taz ■ Sind in den in Basra gefundenen Särgen die Gebeine gefallener Soldaten oder die „Belege für irakische Gräueltaten“? Lösen können das Rätsel nur Gerichtsmediziner, die gestern nach Basra reisten, um die sterblichen Überreste in hunderten von Särgen zu untersuchen. Britische Soldaten hatten sie am Samstag zufällig in einem Lagerhaus der irakischen Armee entdeckt.

Nach einem Bericht des Senders al-Dschasira soll es sich bei den Überresten von bis zu 200 Menschen um Tote aus dem Krieg zwischen Iran und Irak von 1980 bis 1988 handeln. Der Katarer Sender zitierte einen irakischen Regierungsvertreter in Basra, demzufolge der Iran die Gebeine erst kürzlich dem Irak übergeben habe. Die sterblichen Überreste hätten den Angehörigen aber „wegen des laufenden Krieges“ nicht mehr übergeben werden können.

Nach Angaben aus Teheran befinden sich hingegen in mindestens der Hälfte der entdeckten Särge iranische Gefallene. Die Knochen und Uniformteile, die britische Soldaten in der provisorischen Leichenhalle in al-Subair entdeckt hatten, seien bei Ausgrabungen im Grenzgebiet geborgen worden, sagte General Mir Feisal Bagersadeh gestern im iranischen Staatsradio. Er forderte das Rote Kreuz auf, die Gebeine unverzüglich in den Iran überführen zu lassen.

Der britische Oberst Jack Kemp vom Logistikkorps vermutet dagegen, die Gebeine stammten aus dem Golfkrieg von 1991. Die Opfer seien vermutlich hingerichtet worden, sagte Kemp, der als Erster auf das Lager gestoßen war. „Die Knochen sind ganz offensichtlich Jahre alt“, sagte Kemp. Nach dem Golfkrieg 1991 hatten sich die Schiiten in Südirak gegen die Führung in Bagdad erhoben. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. Zu denken gibt ein Erschießungsstand auf dem Hof der Halle, berichtete Reporterin Vanessa Allen, die das Logistikkorps begleitet. „Die meisten von ihnen starben durch Kopfschüsse.“ Einige der Beschriftungen an den Särgen deuteten jedoch auf das Jahr 1985 hin. Vereinzelt waren vergilbte Fotos der Opfer an den Särgen befestigt.