OST-WEST-METROPOLE IM GORKI THEATER

In seine Neujahrsansprache zeigte sich der Osteuropamuffel Klaus Wowereit von seiner Schokoladenseite. „Die Erweiterung der EU bringt große Chancen für Berlin“, freute sich Wowereit und appellierte an die Berliner: „Nutzen Sie die Chancen, die sich aus dem Zusammenwachsen Europas ergeben. Besuchen Sie unsere Nachbarländer. Nutzen Sie die neuen Möglichkeiten für Unternehmenskooperationen über die bisherigen Grenzen hinweg. Setzen sie auf die dynamisch wachsenden Märkte.“

Es sind freilich weniger die Berliner und ausländischen Unternehmer, die den Regierenden beim Wort nehmen, sondern Künstler, Studenten, Kreative aus Polen, den baltischen Ländern oder Russland. Sie alle haben Berlin, die Stadt der Nischen und Möglichkeiten, längst zu einem brodelnden Ort gemacht, an dem täglich Neues entsteht und Altes wieder verschwindet. Und sie verknüpfen die Stadt mit einem Netz, das von Breslau bis Petersburg und Moskau reicht.

Über diese Form der Osterweiterung, die für ihre Akteure nicht selten eine Westerweiterung ist, wird selten gesprochen. Im Gorki Theater wird heute Abend ab 20 Uhr davon die Rede sein. Auf einer Podiumsdiskussion sprechen Korrespondenten aus den Beitrittsländern über Ängste, Hoffnungen, Irritationen. Mit dabei sind Anna Rubinowicz-Gründler (Gazeta Wyborcza), Marika Villa (Estnischer Rundfunk), Barbara Kramzar (Tageszeitung Delo, Slowenien), Jaroslav Sonka (Europäische Akademie) sowie Sabine Herre (taz). Moderiert wird das Gespräch von Adrienne Woltersdorf (taz).

Darüber hinaus sind im Theaterfoyer Bilder von Arvo Wichmann (Estland) sowie eine Dia-Installation von Anna Zosik zu sehen. Iwona Mickiewicz wird zu guter Letzt Kurzprosa auf Deutsch und Polnisch lesen. WERA