unser außenminister – ein „ex-terrorist“?
: Hundling und Terroristenbazi

MICHEL GLOS, CSU-Landesgruppenchef, hat die Fronten wieder aufgebaut. Schwarz-Grün? Nicht, solange es „Öko-Stalinisten und ehemalige Terroristen wie Umweltminister Jürgen Trittin und Außenminister Joschka Fischer“ gebe, sagte der fränkische Hundling gestern. Ist es schon vorbei mit der schwarz-grünen Gemütlichkeit?

Bayern ist nicht nur das Land der Strauße und Stoibers, der Goppels oder gar Gloses, nein, es hat auch Menschen wie den Räuber Mathias Kneissl, den Wildschütz Jennerwein und den Schmied von Kochel hervorgebracht. Eine schöne Tradition wilder Gesellen, auf die man stolz ist in einem Land, wo „Sauhund, verreckter“ oder „Hundskrippe, sakrischer“ als Ehrenbezeigungen gelten, in denen sich Respekt, Hochachtung, ja sogar Liebe ausdrücken.

Andere mögen solche Bezeichnungen als Invektive oder Ruppigkeit empfinden, doch Bayern wissen, dass es sich hier recht eigentlich um Liebeserklärungen handelt. Die zarten Seelen der Bayern umgeben sich nämlich aus einer gewissen noch immer bäuerlichen Scheu mit einer harten Schale. Lieblichkeit bietet der Freistaat in Gestalt seiner Berge und Täler, seiner Weißwürste und Dirndln, seines Fleckviehs und seiner Biersorten genügend. Eine kluge Dialektik hat dazu als feinen Gegensatz die bayerische „Gschertheit“ geschaffen.

Wenn nun ausgerechnet ein Franke wie der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Michael Glos, der langen Reihe bayerisch-derber Liebeskraftwörter zwei neue hinzufügt, so mag das auf den ersten Blick verwundern.

„Öko-Stalinist“ und „Ex-Terrorist“ klingt denn auch verglichen mit den sonst so kraftvollen Begriffen eher matt. Es mag zum einen an der fränkischen Herkunft des Werbers liegen, der zu werglecher Härde garned fähig ist. Zum anderen fehlt den Huldigungen das unverzichtbare Adjektiv. Letztlich aber drückt sich in den gut gemeinten Kraftausdrücken von Glos einfach noch eine liebestechnische Unsicherheit den Grünen gegenüber aus.

Vor allem, nachdem Chef Stoiber neulich im Stern gewohnt verschwurbelt vorausgeeilt ist: „Durchaus ein Vorrat an Gemeinsamkeiten“ … „haben Führungsleute, die nicht mehr ideologisch argumentieren und ihre bürgerliche Herkunft nicht verleugnen“ … „A priori zu sagen, Koalitionen mit den Grünen dürfen nicht sein, weil das Schmuddelkinder seien, ist nicht meine Auffassung.“ Nun muss Franke Glos halt auf einen verständlichen deftigen Begriff bringen, was Oberbayer Stoiber bei seinen Avancen so sträflich verbaselt hat. Denn dass die Bayern an Genussmenschen wie Fischer und Naturschützern wie Trittin durchaus Gefallen finden können, ist offensichtlich. Aber ein bisserl mehr könnt er sich schon bemüh’n, der Hundling, der obermittelfränkische.

Wie wär’s zum Beispiel mit „Öko-Stalinist, ausg’schamter“ und „Terroristenbazi, greislicher“? THOMAS PAMPUCH