Gut und genial

„Hinz & Kunzt“ in neuem Gewand: Das Hamburger Straßenmagazin feiert im November zehnjähriges Jubiläum

Ein anderes Layout, weniger dafür aber größere Bilder, fünf neue Rubriken und ein anderes Titelblatt: Das Straßenmagazin Hinz & Kunzt (Auflage rund 60.000) hat sich verändert. „So krass wie noch nie“, erklärt Chefredakteurin Birgit Müller. Neu ist zum Beispiel die „Dart-Reportage“: Ein Pfeil wird auf den Hamburger Stadtplan geworfen. Wo er landet, entsteht eine Geschichte.

Wenn Müller in ihrem neuen Magazin blättert, dann schielt sie immer noch ein wenig auf die vorherige Ausgabe: „Der Abschied ist schwer gefallen. Es ist ein totaler Neuanfang“, erzählt sie. „Aber jetzt haben wir uns nicht nur dran gewöhnt, sondern wir finden es einfach nur genial.“

Geradezu euphorisch ist die 47-Jährige darüber, dass „das Heft einen richtigen Magazin-Charakter hat“, dass „überall Hingucker sind“, und dass man die Zeitung nicht aus Mitleid kaufen soll, sondern „weil sie gut ist“.

Eigentlich sollte sich Hinz & Kunzt gar nicht so stark verändern. Aber wegen des zehnjährigen Jubiläums, welches das als Obdachlosen-Magazin gestartete Projekt im November feiert, und nach neun Jahren „Überarbeitungspause“ wollte die Redaktion „ein paar neue Impulse setzen“, erklärt die Chefredakteurin und betont dabei „ein paar“.

Doch mit einem neuen Layouter kam ein „Erneuerungsrausch“. Alles wurde plötzlich verändert, auch das Titelblatt. Bis Jahresende wird ein Verkäufer auf dem Titel sein und von seinem größten Traum erzählen. Im April ist es der 59-jährige Uwe Dierks. Sein Traum: Einmal im Leben nach Helgoland. „Immer fehlte das Geld“, erzählt er, doch eine Reederei aus Cuxhaven sponsorte eine Fahrt auf die Insel. Uwes Traum wurde wahr.

Die Resonanz auf das neue Hintz & Kunzt war bis jetzt sehr gut, auch die Verkäufer sind mit der Überarbeitung sehr zufrieden. „Nur der Preis muss größer zu sehen sein. In grellen Farben. So dass die Leute sehen, dass die Zeitung so billig ist“, sagt der 27-jährige Robert. Müller verspricht, „1,40 Euro – davon 75 Cent für den Verkäufer“ bald größer zu machen. ANNE HANSEN