vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Vorhang auf für die Müttergeneration Ally. Nachdem nun seit drei Jahren in der Arena (und in Rob Beckers Ein-Mann-Drama „Caveman“) von den enormen Schwierigkeiten die Rede ist, die heutzutage das Mannsein so mit sich bringt, sind jetzt die Frauen dran. Beziehungsweise solche, die Mütter werden, obwohl sie mental eher auf Karriere eingestellt waren und nun statt mit Akten- plötzlich mit Windelbergen konfrontiert sind. „Traumfrau Mutter“ heißt die kanadische Lifestyle-Komödie, die Comedy-Star Ingolf Lück inszenieren wird (ab Mittwoch in der Arena). Falls für den einen oder anderen der Krieg der Geschlechter momentan aus aktuellem Anlass etwas in den Hintergrund getreten ist, liegen ab Freitag möglicherweise die Sophiensaele thematisch näher am Geschehen. Kathrin Rögglas Stück „die 50 mal besseren amerikaner/fake reports“ geht den kollektiven Bewusstseinsverschiebungen seit dem 11. September 2001 nach, die letztlich auch die Verschiebung amerikanischer und britischer Truppen in den Irak zur Folge hatten: Innerlichkeit im Zeitalter einer hysterisch betriebenen inneren Sicherheit bei äußerster äußerer Unsicherheit. Bagdads Besetzung steht unmittelbar bevor, sagen die Fernsehbilder, wenn sie nicht lügen. Das BE am Schiffbauerdamm ist schon besetzt – auch von einem Amerikaner. Doch Robert Wilson verfolgt lediglich die Absicht, hier ungestört Büchners „Leonce und Lena“ zu probieren, weshalb die BE-Bühnenproduktionen momentan nur im Haus der Berliner Festspiele in Wilmersdorf zu sehen sind. Weil Schriftsteller ihre Szenarien nicht auf materiellen Bühne errichten, kann man am Mittwoch um 20 Uhr im BE trotz allem den großen Imre Kertész aus seinen Werken lesen hören.