Anrufung der blinden Göttin

Im Stadthallen-Streit wird’s ernst: Architekt Roland Rainer wird klagen

taz ■ Der Streit um den geplanten Umbau der Bremer Stadthalle wird offenbar von Justitia entschieden. Aus dem „Arbeitskreis Stadthalle“ verlautete gestern, Roland Rainer habe seine Anwältin zur Klage gegen den Eingriff in sein Bauwerk ermächtigt. Zu dem Schritt habe ihn „die große öffentliche Resonanz“ bewogen, hieß es.

Ziel des Umbaus ist es, die Halle um 3.500 Sitzplätze zu vergrößern. Die Verantwortung dafür trägt die Hanseatische Veranstaltungs Gesellschaft (HVG) als Hallenbetreiberin. Voraussichtliche Kosten des Eingriffs: 50 Millionen Euro. „Wir haben bislang keine Kenntnis von Rainers Absicht“, sagte HVG-Sprecher Torsten Haar der taz. „Wir werden damit umgehen.“

Das Problem: Das Gesetz räumt jedem Urheber „das Recht“ ein, „eine Entstellung oder eine andere Beeinträchtigung seines Werkes zu verbieten“. Deshalb bedürfen Bearbeitungen der „Einwilligung des Urhebers“ – Bestimmungen, die ausdrücklich auch für „Werke der Baukunst“ gelten. Der Werk-Charakter der Stadthalle ist aber seit ihrer Einweihung 1964 unbestritten. Daran werden auch die jüngsten Interview-Äußerungen Thomas Klumpps nichts ändern: Dem Umbau-Architekten zufolge ist die Halle auf der Bürgerweide „baukulturell nicht so hoch einzustufen“. bes