geläufig Mit Rücksicht auf die Leser

„Da hieß es dann roh, ‚You gotta learn to be fucked‘, was ich mit Rücksicht auf die Leser, denen Begriffe wie Abendmahl, Beichte und Fruchtschnitte noch etwas bedeuten, hier auf gar keinen Fall übersetzen will, da könnten welche auf Knien vor mir rutschen, mir Früchteschalen darreichen oder mich mit Sprühdosen voll Zuneigung besprühen, nein, das übersetz ich nicht. Ich übersetze lieber, was ‚Knallert‘ heißt. Das ist dänisch und heißt ‚Moped‘, wogegen ‚Kracherl‘ ein österreichischer Ausdruck für eine besonders laut sprudelnde Limonade ist.“ So einer ist Max Goldt (Foto), einer, der sich schüchtern gibt und der zugleich kokett schreibt. Einer, der vorgibt, Dinge zu erleben, und dessen Leben doch nur Literatur ist, einer, der authentisch wirkt und dabei mehr abstrusen Unsinn erlebt, als man in allen Monty-Python-Folgen zusammen hat sehen können. Und sein Humor ist dennoch immer fein, zart, zurückhaltend, nie dazu auffordernd, sich auf die Knie zu schlagen und sein Vergnügen herauszubrüllen. Max Goldt ist so beliebt, dass er sich sogar Onkel Max nennen konnte, denn wir alle sind seine Nichten und Neffen. Und wir lauschen ihm gern, diesem Onkel, der aus Papier ist. Und auch Max Goldt ist ein Opfer des Haffmann Verlages, dessen Pleite vieler Autoren Bücher vom Markt nahm. Nun ist Goldt bei Rowohlt untergekommen und sein Titel „Der Krapfen auf dem Sims“ wieder lieferbar. Und heute Abend kann man den großen Leser daraus dann lesen hören, im Lindenpark Potsdam. Ganz als Mensch, ganz unpapieren. SUN

Lindenpark Potsdam, 20 Uhr