berliner szenen Blur in Potsdam

Der Gewinner

Die Realität ist doch die verrückteste Kuh. An einer weißen Säule steht ein Junge mit kurz rasierten Haaren, Schlüsselband aus der Tasche hängend. Er schüttelt ungläubig den Kopf: „Was is’n das für ’ne krasse Veranstaltung?“, fragt er. Sein Blick fällt auf einen niedrigen Raum, kaum so groß wie das Wohnzimmer eines Reihenhauses, die Wände weiß, Rauchverbot. Zusammen mit einem Freund hat er eine Karte für das Konzert der britischen Superpopper Blur gewonnen, eine exklusive Veranstaltung von Radio Fritz in Potsdam. Hinten stehen gealterte Journalisten, vorne Jungs und Mädchen. Die Fans geraten langsam in Bewegung.

„Is auch eigentlich gar nicht meine Musik, mag mehr HipHop, wa“, sagt der Junge. Er sieht überhaupt nichts. Die Bühne ist um die Ecke. Ein Sicherheitsdienst wacht streng über einer schwarzen Linie, die mit Getränken nicht überschritten werden darf. „Mann, is voll unentspannt hier“, beklagt sich der Junge, biertrinkend, während Damon Alban direkt in die Gesichter der ersten Reihe rockt. Blur spielt „Song 2“, für Minuten geht der Punk ab, die ersten vor der Bühne pogen los. Immer noch steht der Junge an der Säule, nimmt einen letzten Schluck aus seiner Dose und knüllt das Blech. „Is doch Kinderzirkus hier.“ HENNING KOBER