Beton für das Halbfinale

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 will die Stadt Dortmund vor allem das Straßennetz verbessern. Kritiker befürchten, dass das immense Verkehrsaufkommen so nicht bewältigt werden kann

VON HOLGER PAULER

Die Stadt Dortmund setzt bei ihren Verkehrs-Baumaßnahmen zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 auf den Straßenverkehr. Allein 8,4 Millionen Euro sollen in ein hochmodernes Verkehrsleitsystem gesteckt werden, welches den Autoverkehr von den überregionalen Straßen Richtung Parkplätze an Westfalenhallen und Westfalenstadion regeln soll. „Im Bereich des Autobahndreiecks Dortmund sind täglich über 100.000 Fahrzeuge unterwegs, wir wollen den regulären Verkehr vom Besucherverkehr trennen“, sagt der Leiter des Dortmunder Tiefbauamtes Hubert Keune.

Weitere drei Millionen Euro stehen für den Neubau von Parkplätzen und Kreisverkehren rund um das Veranstaltungsgelände zur Verfügung. Außerdem sollen Fußgängerbrücken entstehen und der Haltepunkt Westfalenhallen der Bahn ausgebaut und verschönert werden. Im Bereich der U-Stadtbahn sind keine Verbesserungen geplant. „das U-Bahnnetz entspricht bereits jetzt dem WM-Standard“, so Keune.

30 Millionen Euro werden die Bauvorhaben insgesamt kosten. Bei einem Haushaltsdefizit der Stadt Dortmund von 140 Millionen Euro eine beträchtliche Summe. Dennoch seien weder die Baumaßnahmen noch andere Projekte gefährdet, so ein Sprecher der Stadt.

Bund und Land stellen insgesamt 10 Millionen Euro aus dem Gemeindefinanzierungsgesetz zur Verfügung. „Wir hoffen, dass die Finanzierung mit Beginn des zweiten Quartals 2004 gesichert ist, so dass wir dann mit den Arbeiten beginnen könnten“, sagt Keune. Vorher müssten die einzelnen Bauanträge in den Gremien des Rates der Stadt Dortmund verabschiedet werden. Verzögerungen seien nicht zu befürchten. Zumal auch die Nachbarn für die WM aufrüsten: Im Mai hat das NRW-Verkehrsministerium der Stadt Gelsenkirchen 36,5 Millionen Euro für vier große Straßenbauprojekte zugesichert.

Werner Reh, Verkehrsexperte des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in NRW ist von den Konzepten wenig begeistert: „Der Ausbau des Straßennetzes ist der falsche Ansatz.“ Der Autoverkehr sei bereits jetzt an seine Grenzen angelangt. Die beste Lösung, das regionale Verkehrsaufkommen zu bewältigen, sei der Bau des Metro-Express zwischen Köln und Hamm. „Man muss die einmalige Chance einer WM nutzen, um ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept umzusetzen“, so Reh. „Der Personenverkehr muss auf die Schiene verlagert werden.“ Projekte seien nur sinnvoll, wenn sie nach der WM von der Allgemeinheit weiter genutzt werden können.

Der Umbau des Dortmunder Hauptbahnhofs zum so genannten 3do ist in den Baumaßnahmen nicht enthalten. Mit der Umgestaltung soll in den nächsten Wochen begonnen werden. „Wir gehen davon aus, dass der Umbau bis zur WM 2006 nicht vollständig abgeschlossen ist“, sagt Hubert Keune. Mit einer Beeinträchtigung des WM-Verkehrs sei aber nicht zu rechnen.