Wozu noch diskutieren?

Am liebsten würde er „die grüne Gentechnik verbieten“. Weil ihn die EU nicht lässt, befasst sich Schleswig-Holsteins Umweltminister Müller mit Haftungsfragen

kiel taz ■ Es gibt Veranstaltungen, bei denen einfach nichts passen will. Eine fand gestern im Zoologischen Museum der Universität Kiel statt, wo inmitten von ausgestopften Tieren und Vitrinen voller Schnecken über Biotechnologie diskutiert wurde. Oder besser: Werden sollte. Denn den 40 Gymnasiasten, die von Umweltminister Klaus Müller (Grüne) zur Diskussion eingeladen worden waren, blieb am Ende eigentlich nur eine Erkenntnis – dass es nicht viel zu diskutieren gibt.

Dabei hatte es gut angefangen. Bärbel Kunze vom Offenen Labor in Lübeck erläuterte zunächst die „grüne Gentechnik“, also die genetische Veränderung von Pflanzen. Damit werden Pflanzen gegen Viren oder Insekten resistent gemacht oder, wie im Falle des „Golden Rice“, mit Vitaminen angereichert. Die Genmethode ist dabei schneller als konventionelle Züchtung.

Eine Steilvorlage für Umweltminister Klaus Müller, sollte man meinen. Der aber bekannte: „Am liebsten würde ich die grüne Gentechnik verbieten.“ Was er aber nicht kann, da sich die EU für die Gentechnik ausgesprochen hat. Nun muss Müller mit der EU-Richtlinie leben und versucht, die „Freiheit für die Menschen zu erhalten“.

Dazu hat sein Ministerium einen Gesetzentwurf erarbeitet, nach dem genmanipulierte Lebensmittel gekennzeichnet werden müssen. Und: Wer als Landwirt in Schleswig-Holstein manipulierte Pflanzen anbaut, soll für mögliche Schäden an Mensch und Natur haften.

Angesichts der Erkenntnis, dass die Gentechnik kommt, egal, ob der Umweltminister nun dagegen ist oder nicht, machte sich bei den Schülern von verschiedenen Gymnasien im Land eine Art Ohnmacht breit. Ein, zwei wollten noch etwas wissen, aus der Diskussionsrunde wurde eine Fragestunde. Manchmal passt eben nichts.

Timm Schröder