Nichts Neues unter der Sonne, ab geht es dennoch: Serafin im Logo
: Den HErrn umschweben

Ein Seraph ist im Alten Testament ein sechsflügliger Lichtengel, der Gott einfach umschwebt. Klingt nach einem wenig konkreten Job, was der Grund sein mag, dass sich die in England lebende Gitarrenband Serafin nach eben diesem biblischen Gesellen benannt haben mag. Denn diese Band steht in dem Ruf, eine wenig fassbare Lichtgestalt zu sein, seit sie im letzten Herbst ihr Debütalbum No Push Collide veröffentlicht hat. „Die sind richtig gut, geh mal unbedingt zur Nebenbühne, die musst du sehen“, verlangte jeder Musikbegeisterte und Entdeckungsfreudige beim „Terremoto-Festival“ im vergangenen Jahr. Voll wurde es dann auch vor der kleinen Bühne bei ihrem vor Energie strotzenden, grinsenden Auftritt. Zufriedene Gesichter im Publikum, ein heißer Newcomer.

Ähnlich himmelhoch jauchzend verlief auch ihre Band-Genesis, die als klassisch britisch bezeichnet werden kann: Zwei Neuseeländer, ein Schotte, ein Engländer spielen mal so kurz irgendwo – im Falle Serafin war es ein kurzer Gig bei einer englischen Musikmesse –, ernten dafür Spontanjubel in den Musikpostillen und haben schlappe zehn Tage später einen Vertrag bei Elektra.

Es folgen Festivals, zwei feine EPs namens 1 und 2, die stante pede vergriffen sind, und Auftritte im Vorprogramm bei so unterschiedlichen Gesellen wie Marilyn Manson, Frank Black oder den Jungpsychopathen von JJ72. Wahrscheinlich ist ihr Produzent Dave Sardy verantwortlich für diesen „one size fits all“-Sound. Er hat Bands wie die Smashing Pumpkins oder die Red Hot Chili Peppers ausgesteuert. Und einer jungen Band wie Serafin locker aus der Hüfte einen weltgewandten Klang verpasst.

Ihre britische Herkunft lässt sich jedenfalls auf dem Debütalbum nicht verorten: Ein wenig Grunge-Erbe ist aus den nasal vorgetragenen Melodien von Sänger Ben Fox Smith herauszuhören, bei ihren Gitarren-Schrei-Wutausbrüchen mögen sie auf die Foo Fighters geschielt haben. Ordentliche Gitarrenschule, die allerlei Vergleiche aufkommen lässt und dementsprechend netto ein wenig originelles Allerlei übrig lässt. Denn so schwelgerisch wie etwa Placebo sind sie nicht, das hymnische Leiden von Muse erreichen sie ebenso wenig.

So haben sie den Alternative-Rock an sich nicht neu erfunden. Wahrscheinlich ist auch, dass sie zu den schnell vergessenen Bands gehören, so ordentlich ihr Debüt auch sein mag. Aber was soll das Genörgel, sie sind jung, haben erst ein Album und liefern auf der Bühne alles ab, was man von einer Gitarrenband erwarten kann: Geht gut ab, sieht auch ein bisschen wild aus, macht Spaß. Bei dem Konzert kann man einfach mal vorbeischauen, denn die sind ganz gut – das ist das Ding bei Serafin. Nicht mehr und nicht weniger.

Volker Peschel

Mittwoch, 21 Uhr, Logo