Sparen, straffen, verunsichern

Wolfgang Tissen, der neue Chef der Bremer Krankenhaus-Holding will beweisen, dass auch ein kommunaler Krankenhausverbund wettbewerbsfähig sein kann

bremen taz ■ „Sie sind also der Chef der bisherigen städtischen Krankenhaus-Chefs?“ Diese Journalistenfrage brachte die neue Hierarchie in den bislang städtischen Kliniken bei der Pressekonferenz gestern auf den Punkt. Sie ging an Wolfgang Tissen, 40 Jahre, Vater, Pflegewissenschaftler – und seit 1. Februar Chef des im Januar gegründeten Klinikverbunds „Gesundheit Nord gGmbH“.

Tissen, zuletzt Vorstandsmitglied der Wittgensteiner Kliniken AG, hat den Vorsitz der vierköpfigen Geschäftsführung der Krankenhaus-Holding. Unter deren Dach werden er und die vier Chefs der bislang kommunalen Kliniken Ost, Nord, Mitte und Links der Weser künftig sparen, sparen, sparen.

„Höhere Effizienz, mehr Wirtschaftlichkeit und Synergien nutzen“ lauten die Begrifflichkeiten der neuen Ära. Bremens Weg, die ehemals städtischen Kliniken unter einer gemeinsamen Holding zu führen, sei eine „bundesweit einmalige Konstruktion“, so Tissen. Sie habe das Potenzial, mit privatwirtschaftlichen Managementstrukturen den kommunalen Krankenhausverbund wettbewerbsfähig zu machen. Auf die Frage, ob er absehbar plane, nach privaten Investoren als Mitgesellschaftern Ausschau zu halten, erwiderte Tissen: „Ich komme von den Privaten. Ich bin nicht hergekommen, um hier dasselbe zu haben.“ Zugleich kündigte er an, alle Betriebsbereiche der Kliniken auf ihre Wirtschaftlichkeit hin zu prüfen. „Es gibt keine Tabus.“

Unter den rund 4.000 Beschäftigten der jetzt als gemeinnützige Gesellschaften operierenden Krankenhäuser und auch bei deren Geschäftspartnern werden die Neuerungen „sicher für Verunsicherung sorgen“, räumte Tissen ein. So solle innerhalb des Klinikverbundes eine stärkere Spezialisierung stattfinden. Gerade werde der Einkauf zentralisiert, demnächst solle die bislang kommunale Reinigungsgesellschaft in mehreren Kliniken „kostengünstiger und effektiver“ eingesetzt werden. Auch seien Straffungen und Verschiebungen in der Radiologie, der Pathologie und bei den Laborleistungen angedacht und alle bisherigen Fremdleistungen würden überprüft. Im Personalbereich sei das Nicht-Wiederbesetzen auslaufender Stellen und eine neue Vertragsgestaltung bei Neueinstellungen die Maßgabe, „um die BAT-Schere zu schließen, die unaufhaltsam auf uns zukommt“. Ebenso sei die Erhöhung der Einnahmen durch neue Geschäftsbereiche notwendig.

Einen Zeitpunkt, bis zu dem Tissen die vier Häuser in die schwarzen Zahlen bringen will, nannte er nicht. Dies sei abhängig von der Kooperation vieler Beteiligter. ede