Clark wirft das Handtuch

Kerry gewinnt nun auch in den Südstaaten. Clark strebt Posten in Administration an

WASHINGTON taz ■ Mit zwei Siegen bei den Vorwahlen in den Bundesstaaten Virginia und Tennessee hat der demokratische Präsidentschaftsbewerber John Kerry seine Favoritenrolle weiter ausgebaut. Der Senator aus Neuengland bewies, dass er auch im traditionell konservativen Süden Rückhalt hat. Er gewann weit vor den beiden Südstaatlern Senator John Edwards aus North Carolina und Ex-Nato-Oberbefehlshaber Wesley Clark aus Arkansas.

Die Niederlagen bedeuten für Edwards und Clark eine bittere Enttäuschung. Beide hatten sich aufgrund ihrer Herkunft mehr Hoffnungen gemacht. Edwards kündigte an, weiter im Rennen bleiben zu wollen. Clark jedoch warf das Handtuch.

Der Auftritt des Generals auf der politischen Bühne war kurz. Spät hatte der 59-Jährige seine Kandidatur bekannt gegeben und gehofft, mit der Autorität eines erfolgreichen Nato-Oberkommandierenden und dem Charme des Außenseiters die Herzen der Demokraten rasch erobern zu können. Er setzte alles daran, dass in Kriegszeiten seine Vita und seine kritische Haltung zum Irakkrieg die Wähler überzeugen würden.

Clark machte mit seinen scharfen Analysen als CNN-Kommentator während der Irakinvasion von sich reden und wurde mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht. Der charmante, hoch intelligente, eloquente Mann mit der Musterbiografie – Klassenbester der Militärakademie West Point, Studium in Oxford, Vietnamveteran, Pentagon-Karriere – galt daher vielen innerhalb der Demokratischen Partei als Traumkandidat.

Doch sein Wahlkampf kam nie richtig in Schwung. Seine mangelnde innenpolitische Erfahrung wurde während vieler Kandidatendebatten sichtbar. Überdies beging er den taktischen Fehler, bei der ersten Vorwahl in Iowa nicht anzutreten. Er war überzeugt, dass Howard Dean sein ärgster Gegenspieler werden würde. Daher versuchte sich Clark als Alternative zum außenpolitisch unerfahrenen Antikriegshelden des linken Parteiflügels und zur Friedensbewegung zu präsentieren.

Doch der zum Kriegsgegner gewandelte Kerry stahl dem General mit seiner militärischen und außenpolitischen Expertise die Show. Das Ende seiner Kandidatur bedeutet jedoch nicht die Aufgabe aller politischen Ambitionen. Er wird entweder als zukünftiger Vizepräsident, als Minister im Kabinett Kerry oder als zukünftiger Senator von Arkansas gehandelt. MICHAEL STRECK