St. Pauli in Hochglanz

Heute erscheint das Magazin St. Pauli Nachrichten, das sich mit dem gleichnamigen Sexheftchen nur den Namen teilt: Das Magazin setzt auf Promis, Lifestyle und Ausgehtipps. Letztere dürften vor allem auswärtige Besucher interessieren

Verloren schaut Soulsängerin Amy Winehouse nach oben, die Finger spielen mit dem Rocksaum und die Knie drücken sich artig aneinander. „Brillant, verrucht und ein bisschen verrückt wie der Kiez“, steht unter diesem Foto. Genau so will das Hochglanzmagazin sein, das heute erscheint und mit den barbusigen Hausfrauenmodellen der 1968 gegründeten St. Pauli Nachrichten nur den Namen gemein hat.

„Wir nutzen die Strahlkraft des alten Titels und beleben ihn neu – lifestyliger“ sagt die 29-jährige Chefredakteurin Angela Meier-Jakobsen. Ein Lebensgefühl will sie einfangen, das vor allem gut verdienende junge Männer und Frauen ansprechen soll.

Die Titellizenz kaufte Jens de Buhr, der Herausgeber des Magazins, dem Herausgeber der nackten St. Pauli Nachrichten ab. Die Chefredakteurin der neuen St. Pauli Nachrichten wurde von der Freundin nach Hamburg geholt und produziert mit zwei Redakteuren. Zudem kann sie auf die Belegschaft des Jens de Buhrs Verlag zurückgreifen, der sonst Kundenmagazine unter anderem für Haspa und Telekom macht.

Wichtig sei ihr die Vielseitigkeit auf dem Kiez, sagt Meier-Jakobsen. Vom Theater bis zur Kaschemme soll alle in dem zweimonatlich erscheinenden Heft vorkommen. Wo am besten der Junggesellabschied gefeiert werden kann, erfahren die Feierwütigen von Sylt bis Berlin: Dort ist das Magazin überall erhältlich. Weiter südlich wird es das Heft nur in den Bahnhofskiosks geben.

Wie man sich gegen plötzlichen Zahnverlust auf dem Kiez wappnen kann, wird in dem Magazin nicht stehen. „Denn es soll nicht zu traurig und nicht zu sozial sein“, sagt Meier-Jakobsen. Sie wolle eher den Wandel im Viertel und sein spezielles Publikum abbilden. Journalistisches Marketing würde sie aber nicht betreiben, sagt die neue Chefredakteurin. KENDRA ECKHORST