Weltbankchef beleidigt

Wolfensohn fühlt sich beim Irak-Aufbau übergangen. Vor Frühjahrstagung von Bank und IWF Reformen gefordert

BERLIN taz ■ Entwicklungsorganisationen warnen davor, wegen des Irakkriegs die Armutsbekämpfung in anderen Regionen zu vernachlässigen. Mit Blick auf die Frühjahrstagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds am Wochenende in Washington forderten Oxfam, Weed und Erlassjahr gestern in einer Pressekonferenz, längst angekündigte Reformen schneller durchzuführen.

Etwa die Etablierung eines internationalen Insolvenzrechts für Staaten: Hier läge zwar ein Konzept vor, so Arndt Massenbach von Erlassjahr, einem Bündnis, das sich für die Entschuldung der Entwicklungsländer einsetzt. Doch würde darin Fonds und Gläubigern zu viel Gewicht zugesprochen. Massenbach rechnet damit, dass das Insolvenzrecht zum „zentralen Thema“ der Tagung wird. IWF-Vizedirektorin Anne Krueger hatte die Diskussion 2001 losgetreten.

Was die Stimmverteilung innerhalb des Fonds betreffe, so sei der einzige konkrete Vorschlag, den Ländern südlich der Sahara einen weiteren Sitz im IWF-Direktorium zu geben, kritisierte Ann Kathrin Schneider von Weed. Obendrein hätten unter anderem die Deutschen bereits signalisiert, dass sie gegen den Vorschlag seien. Zu dem Ziel, bis 2015 „Bildung für alle“ zu erreichen, sagt Jörn Kalinski von Oxfam, es würde nach derzeitigem Stand in mindestens 70 Ländern nicht erreicht. Kalinski warnte davor, dass die USA den dafür vorgesehenen Fonds missbrauchten, um „politisch willige“ Länder zu belohnen.

Ein weiteres Thema in Washington wird der Wiederaufbau des Iraks sein. Weltbankpräsident James Wolfensohn kündigte bereits an, die Bank werde sich jederzeit am Aufbau beteiligen, sei aber bisher nicht darum gebeten worden. „Wir würden das besser machen als jeder andere, wir haben die meiste Erfahrung in diesem Bereich.“

KATHARINA KOUFEN