Neue Schwesternschaft

Drei einzelne Sammlungen vereinen sich zur „Hamburger Frauenbibliothek“

Helga Diercks-Norden wählt das Bild der Schwesternschaft für ihren Vergleich: Man konkurriert miteinander, beäugt sich gegenseitig skeptisch, und hat doch viel gemein. Ebenso sei seit Jahrzehnten das Verhältnis der „bürgerlichen“ und der „neuen“ Frauenbewegung, sagt die Ehrenvorsitzende des Landesfrauenrates und freut sich, dass sich diese beiden Schwestern nun – zunächst räumlich – zusammentun: In den Räumen des Frauenbildungszentrums „Denkträume“ in der Grindelallee 43 eröffnete gestern die „Hamburger Frauenbibliothek“.

Die setzt sich aus drei einzelnen Bibliotheken zusammen: Aus der Literatursammlung des Landesfrauenrates, die viele Werke der bürgerlichen Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts enthält. Aus der Büchersammlung von Denkträume, Schwerpunkt neue Frauenbewegung. Und aus dem Bestand der hochschulübergreifenden Koordinationsstelle Frauenstudien, die sich mit Gender-Studies befasst und die Arbeiten von Studentinnen archiviert. Die Sammlung verbleibt auf dem Uni-Gelände, wird ab 2004 aber über die gemeinsame Homepage abrufbar sein. Das Verbundsystem, so Denkträume-Leiterin Elsbeth Müller, ist „die neueste Frauenbewegung“.

Die ist auf eigenen Wunsch, andererseits aber auch durch Sachzwang entstanden. Denn der rechte Senat hat die Zuwendungen an Frauenprojekte stark gekürzt, und auch Denkträume und der Landesfrauenrat mussten eine erherbliche Reduzierung ihres Etats hinnehmen. So lobte Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) bei der Eröffnung den Zusammenschluss dann auch als „sparsamen Umgang mit finanziellen Ressourcen“. Und obwohl sie sonst die Auffassung vertritt, dass Frauenförderung durch Überwindung des Patriarchates überflüssig geworden sei, wünschte sie „der Frauenbewegung viel Glück“. ELKE SPANNER