Schwanger fängt der Spaß an

Sigourney Weaver, Tina Fey: Die Komödie „Baby Mama“ lebt von ihrer Besetzung

Dieser Film hatte eigentlich das Zeug zum Furchtbarwerden. Eine 37-jährige Karrierefrau aus dem Ökolebensmittelsektor bekommt einen überspannten Kinderwunsch, findet aber keinen Partner, und einer künstlichen Befruchtung steht ein ungünstig geformter Uterus entgegen. In ihrer Not wendet sie sich an ein Institut, das Leihmütter vermittelt. Dessen Leiterin wird, kleiner Scherz am Rande, von Sigourney Weaver gespielt, der Urmutter des gefilmten Fremdkörperaustragens. 100.000 Dollar soll die Leihmutterschaft kosten. Teurer als ein Auftragsmord, wundert sich Kate Holbrook, unsere bebrillte, bewusst lebende Vizechefin des „Round Earth Organic Market“. Für sie wird Angie Ostrowski gefunden, die blondiert und lautstark mit ihrem Freund streitend einer Blechkiste von Auto entsteigt. Man einigt sich trotz offenkundiger Milieuinkompatibilität. Wenig später gibt's ein positives Testergebnis und Angie steht mit Sack und Pack vor der Tür von Kate. Eine weibliche Ménage-à-deux beginnt, um unterschiedliche Auffassung von Schwangersein aufeinander loszulassen.

Kate möchte, dass Angie Vitaminpillen schluckt. Die verträgt noch nicht mal das Wasser, mit dem sie spülen soll. Kate möchte, dass Angie sich gesund ernährt. Die hält sich an Pringles und Red Bull. Kate möchte, dass Angie auf das achtet, was dem Baby zu Ohren kommt. Die grölt vor dem „Singstar“-Karaoke-Spiel Gwen-Stefani-Lieder. Am Ende kommt natürlich trotzdem ein kerngesundes Baby zur Welt, und zwar nicht nur eins – zwei unterschiedliche Frauen sind Freundinnen geworden.

So weit, so Hollywoodkomödie. Dass „Baby Mama“ trotzdem gar nicht so furchtbar ist, wie die Inhaltsangabe klingt, liegt an den beiden Hauptdarstellerinnen. Tina Fey (Kate) und Amy Poehler (Angie) sind gestandene, mehrfach ausgezeichnete Größen in der amerikanischen TV-Comedy („30 Rock“, „Saturday Night Live“), erfahren sowohl vor als auch hinter der Kamera. Und sie lassen ihre beiden Heldinnen nicht so schwarz-weiß ausfallen, wie man denken könnte. Kate ist nicht nur Ökospießerin und vermännlichte Karrieredomina, sondern hat einen eloquenten, selbstironischen Witz. Und Angie ist nicht nur die Proletengöre, sondern auch erfrischend reaktionsschnell, wenn es ums Hinterfragen von „gut“ und „normal“ geht. Und so läuft der gesamte Film auf eine recht entspannte, „Juno“-geschulte Dialektik hinaus: Der Besserwisser-Bobo-Lifestyle kann Laissez-faire-Infusionen aus der Pop-, Fastfood- und White-Trash-Kultur gut gebrauchen. Aber umgekehrt gilt dasselbe. Es kommt tatsächlich heraus, was man nicht erwartet hätte: eine flinke Komödie.

KIRSTEN RIESSELMANN

„Baby Mama“. Regie: Michael McCuller. Mit Tina Fey, Amy Poehler, Sigourney Weaver u. a. USA 2008, 99 Min.