Schüler mit blutroter Hand

Zum internationalen „Red Hand Day“ am 12. Februar protestieren Schülerinnen und Schüler aus Dormagen und Köln auf kreative Weise gegen den anhaltenden Missbrauch von Kindern als Soldaten

Von Jessica Düster

„Das Thema ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.“ Nachdem Carina in der Schule vom Leid der Kindersoldaten gehört hatte, saß die Achtklässlerin abends in ihrem Zimmer und überlegte, was sie tun könnte. Schließlich schnappte sie sich ihre Gitarre. Ihren Protestsong „Die Kinder von nebenan“, der an diesem Abend entstand, trug sie gestern in Köln bei einer Pressekonferenz des „Weißen Friedensbandes“ gegen den Missbrauch von Kindern als Soldaten vor. Senait Mehari, eine ehemalige Kindersoldatin aus Eritrea, lauscht Carina mit ernstem Gesicht. Hinterher kommen die jungen Frauen ins Gespräch. „Kindersoldaten sollen abgeschafft werden, die Kinder sollen Freiheit haben!“, fordert auch Sarah aus der 8b der Dormagener Realschule am Sportpark. „Zuerst habe ich einfach an ‚terre des hommes‘ geschrieben,“ erinnert sich ihre Mitschülerin Irene. „Von dem Material, das wir dann bekamen, waren wir echt geschockt“. Zwei Monate intensiver Einarbeitung in das Thema „Kinder in Krieg und Not“ im Deutschunterricht folgten. Die Jugendlichen befragten Dormagener Bürger auf der Straße, druckten Plakate und sammelten Informationen über Kindersoldaten, die sie den anderen Klassen schließlich in einer Ausstellung präsentierten. Es entstand eine Internetseite zum Thema, mit der die Schülerinnen und Schüler auch eine breitere Öffentlichkeit aufrütteln wollen (www.rsamsportpark.de). „Wir wollen auf jeden Fall dranbleiben“, betont Irene.

Günter Haverkamp vom „Weißen Friedensband“ hat sein Ziel erreicht: Eine Plattform zu initiieren, auf der sich Jugendliche mit Unterstützung großer Fachorganisationen über Probleme in Entwicklungsländern informieren und austauschen können. Die 700 Schülerinnen und Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums in Köln-Ehrenfeld wurden dadurch auf die Idee gebracht, alle zusammen als „riesige Hand“ ein Zeichen zu setzen. Die Dormagener präsentierten die Ergebnisse ihrer Arbeit auf der Pressekonferenz und diskutierten mit Andreas Rister von terre des hommes.

Der hatte zuvor das Entsetzen mit einigen Zahlen illustriert: Derzeit werden schätzungsweise 300.000 Kinder weltweit als Soldaten missbraucht. Darunter alleine 70.000 in Myanmar, 120.000 in Afrika und 11.000 in Lateinamerika. Gegen dieses fortdauernde Elend haben sich internationale Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen zur „Coalition to Stop the Use of Child Soldiers“ zusammengeschlossen und den „Red Hand Day“ als Gedenktag ausgerufen, der seit dem 12. Februar 2002 weltweit begangen wird. Damals trat das sogenannte Kindersoldatenprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention in Kraft, nach dem die Altersgrenze für zwangsweise Rekrutierungen auf 18 Jahre angehoben wurde. „Das Zusatzprotokoll wurde bisher von 64 Staaten ratifiziert – leider ist Deutschland bis jetzt nicht dabei,“ bedauert Rister. Dabei habe die Bundesregierung erst vor kurzem beim Weltsicherheitsrat gefordert, dass den Resolutionen Taten folgen sollten.