Standards verletzt

Die Kieler Kriminologin Monika Frommel über das Messer-Attentat auf Justizsenator Roger Kusch

taz: Sind solche Anschläge wie der auf Herrn Kusch zu verhindern?

Monika Frommel: Die Gefahr, dass Symbolfiguren gerade aus dem politischen Bereich von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen angegriffen werden, besteht in hochmodernen Gesellschaften – mit steigender Tendenz. Es gehört zu den Standards, dass sich Politiker bei öffentlichen Auftritten von Personenschützern begleiten lassen.

Reicht das als Schutz?

Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, Personenschutz schützt den Angegriffenen aber in der Regel vor einer Mehrfach-Attacke. Dass Senator Kusch seinen Wahlkampfauftritt ohne Begleitschutz absolviert hat, mag zwar sympathisch sein, den gängigen Sicherheitsstandards entspricht es jedoch nicht.

Welche Konsequenzen müssen aus diesem Angriff gezogen werden?

Das kann keine weiteren rechtspolitischen Konsequenzen haben. Mehr als Personenschutz kann man nicht tun. Weder eine verstärkte Videoüberwachung noch andere polizeiliche Maßnahmen hätten diesen Angriff verhindern können.

Es ist Wahlkampf in Hamburg – befürchten sie überzogene Reaktionen?

Ich habe diese Befürchtung eigentlich nicht. Das Thema Sicherheit spielt in Hamburg nicht mehr die Rolle wie vor zwei Jahren. Und gegen solche Übergriffe haben auch konservative Politiker kein Konzept in der Schublade, mit dem sie eine Sicherheitsdebatte mobilisieren können.

Interview: Marco Carini