press-schlag
: Der Sir, der Milliardär und der Fels von Gibraltar

Eines des erfolgreichsten Rennpferde der Welt sorgt derzeit bei Manchester United für einige Aufregung und jede Menge Streit in der Führungsetage

Früher waren sie Freunde: John Magnier, der irische Milliardär und Hauptaktionär von Manchester United, und Alex Ferguson, seit 17 Jahren Trainer dort. „Fergie“, wie er von den Fans liebevoll genannt wird, hat United aufgrund der internationalen Erfolge zum reichsten Club der Welt gemacht. Die Queen wiederum hat ihn dafür zum „Sir“ gemacht.

Weil der Sir und der Milliardär geldgierig sind, haben sie sich zerstritten – und zwar wegen eines Pferdes. Der „Rock of Gibraltar“ ist freilich nicht irgendein Gaul, sondern eines der erfolgreichsten Rennpferde der Welt. Magnier, der Eigentümer, hatte Ferguson aus einer Laune heraus zum Miteigentümer an dem Hengst gemacht – allerdings bevor er reihenweise Rennen gewann. Inzwischen ist der Rock pensioniert und soll auf seinem Ruhesitz in der irischen Grafschaft Tipperary Stuten decken.

Für sein Wohlergehen ist gesorgt: Sein Stall ist mit Lederkissen gepolstert, ihm steht ein Swimmingpool mit Wellenbad zur Verfügung, er wird rund um die Uhr von Kameras überwacht. Magnier hütet den Fels von Gibraltar wie einen Schatz, und das ist er ja auch: Seine Dienste als Deckhengst sind in den nächsten zehn Jahren bis zu 300 Millionen Euro wert – und davon möchte Ferguson die Hälfte. Daraus wird nichts, sagt Magnier. Begründung: Ferguson war lediglich an den Einnahmen aus den Rennen beteiligt. Jetzt darf er einmal im Jahr eine Stute zum Hengst bringen und das Fohlen, falls die Begegnung erfolgreich war, behalten. Ferguson hat vor einem irischen Gericht Klage eingereicht.

Dafür hat sich Magnier gerächt. Bisher gehörte ihm ein Viertel der Clubaktien. Vorgestern hat er zum Entsetzen der Clubverantwortlichen seinen Anteil auf 29 Prozent erhöht und hat nun theoretisch ein Anrecht auf drei Sitze im achtköpfigen Vorstand. Magnier verlangt vom Vorstand aber erst mal Antworten auf 99 Fragen im Zusammenhang mit 13 Spielerkäufen. Es geht dabei vor allem um dubiose Provisionen in erstaunlicher Höhe, die an einen Spielervermittler gezahlt wurden. Dessen Name ist Jason Ferguson – und Sohn des Trainers. Der Sir behauptet, Magnier habe Privatdetektive auf seinen Sohn angesetzt. Magnier bestreitet das und will wegen Verleumdung klagen.

Die Fans haben Magnier den Krieg erklärt. „Die United-Anhänger haben während der Kampagne gegen Zeitungszar Murdoch, der den Verein 1999 kaufen wollte, gemerkt, dass ein Guerillakrieg eine sehr effektive Taktik ist“, sagt Andy Walsh von Imusa, der „Independent Manchester United Supporters Association“. Ein Fan sprühte „Fuck you, Magnier“ an die Mauer von Magniers Haus im südirischen Cork. Militantere Fans störten am Wochenende in Hereford ein Rennen, bei dem Magnier ein Pferd am Start hatte. Die Verantwortung dafür hat eine Organisation namens „Bildungsausschuss von Manchester“ übernommen. Beim berühmten Cheltenham-Renntag nächsten Monat sei eine weitere Aktion unter dem Codenamen „Emily Davison“ geplant. Das war eine Suffragette, die 1911 während des englischen Derbys dem König in die Zügel griff, dabei stürzte und zu Tode getrampelt wurde. Darüber hinaus seien zwei „aktive Einsatzkommandos“ in Irland stationiert und erwarten Instruktionen, dort die Feindseligkeiten zu eröffnen, so ein Sprecher.

So ähnlich klangen die Statements der IRA, als sie noch aktiv war. Die hatte auch Erfahrung mit Rennpferden. Vor fast genau 20 Jahren entführte sie Shergar, das damals berühmteste Rennpferd der Welt. Es ist nie wieder aufgetaucht. RALF SOTSCHECK