Schockiert über Berichterstattung

betr.: „Zehntausende Schüler schwänzen für bessere Schulen“, taz vom 13. 11. 08

Ich war schockiert über die Berichterstattung vom Streik, weil die Presse in ihm vor allem Negatives sah. Die Jugendlichen hätten Alkohol getrunken, in manchen Städten randaliert und das Ereignis zum Schuleschwänzen und Partymachen genutzt. In Berlin seien die Schüler mutwillig in die Humboldt-Uni eingedrungen und hätten die jüdische Ausstellung zerstört. Die Zerstörung der Ausstellung ist natürlich nicht hinnehmbar und es gab sicherlich einige, die den Streik nicht ernst genommen haben. Das war aber nur die Ausnahme von der Regel.

Aber hat eigentlich schon einmal jemand darüber nachgedacht, was es heißt, etwas gegen den Willen der Erwachsenen zu organisieren? Nirgends konnte ich lesen, dass es eine große Leistung der Jugendlichen war, sich in 40 Städten am selben Tag zu organisieren, um gemeinsam für ihre Zukunft zu demonstrieren. Warum muss die Regierung an ihrer Zukunft sparen?

Auch der Tag war nicht willkürlich ausgewählt, die Veranstalter hatten extra recherchiert und herausgefunden, dass an jenem Tag in der Humboldt-Uni der Bildungsgipfel stattfindet. Auch das wurde nicht berichtet. Ebenso wenig, dass die Demonstranten, nachdem sie unsanft aus der Uni gescheucht wurden, noch mehrere Stunden friedlich weiter durch die Straßen liefen und ihre Forderungen bekannt gaben.

Sehr fragwürdig finde ich die Anweisung, die der Senat an die Schulen geschickt hat. Er forderte die Lehrer auf, die streikenden Schüler zu bestrafen. Warum dürfen die Großen streiken, aber die Kleinen nicht? Name ist der Redaktion bekannt, 14, Berlin

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