Platzverweis abseits des Spielfelds

St. Pauli-Stürmer Babacar N‘Diaye wird aufgrund seiner Hautfarbe der Einlass in Stammlokal vieler Fans verwehrt. Lehmitz-Betreiber bedauert den Vorfall. Verein zeigt sich erschrocken, dass es allgemeine Vorbehalte gegen Ausländer gibt

von OKE GÖTTLICH

„Das ist mir noch nie passiert“, empört sich der senegalesische Stürmer des FC St. Pauli, Babacar N‘Diaye. Auslöser für seinen unvermindert anhaltenden Ärger ist ein Platzverweis abseits des Fußballplatzes. Im Anschluss an die Sponsorenparty des FC St. Pauli am Mittwochabend wollte N‘Diaye mit Aufsichtsrat Michael Burmester, Torwart Heinz Müller sowie Tina Vidal, Geschäftsführerin des Sponsors Zackita, noch in die bei St. Pauli-Fans beliebte Kneipe „Lehmitz“ nahe des Millerntors einkehren.

Als seine BegleiterInnen bereits am Tresen die Getränke orderten, wurde N‘Diaye plötzlich vermisst. Der war vom Türsteher der Kneipe zum Verlassen der Kneipe aufgefordert worden, weil „er sich direkt in den dunklen Teil der Kneipe zum Flipperautomaten bewegte“, wie der anwesende Geschäftsführer Jörg Binder gestern gegenüber der taz erklärte.

Dort seien in den vergangenen Monaten vermehrt „Probleme mit schwarzafrikanischen Drogendealern“ aufgetreten, Das hatte Binder dazu veranlasst, die Weisung auszugeben, „keine Afrikaner reinzulassen“, wie der Türsteher noch am Abend N‘Diayes BegleiterInnen bestätigte und das „Lehmitz“ damit ins Abseits stellt.

Die Überprüfung des Türstehers, ob N‘Diaye tatsächlich beim FC St. Pauli spiele, wollte der Senegalese keinesfalls über sich ergehen lassen. „Das Problem ist doch nicht nur, dass ich nicht reingekommen bin, sondern der Chef was gegen schwarze Leute hat“, ärgert sich N‘Diaye. So sehen es auch die Verantwortlichen auf Seiten des Vereins. „Die Frage bleibt doch, wie erst mit weniger Prominenten umgegangen wird“, erklärt Manager Stephan Beutel. In einer Erklärung des Vereins heißt es, dass der FC St. Pauli den Betreiber sofort kontaktiert hätte, um eine Stellungnahme oder Entschuldigung einzufordern. „Zudem wurde dem Betreiber und der Hamburger Presse deutlich die Empörung und Erschütterung über diesen unglaublichen und widerlichen Vorfall mitgeteilt“, heißt es weiter.

Noch aufgebrachter reagieren die Fans auf den Zwischenfall. Sie wollen sich vor dem Lehmitz versammeln und das im Lokal hängende St. Pauli-Logo entfernen. Ein Treffpunkt wird im Internet unter www.stpauli-forum.de diskutiert. Unterdessen forderte der Verein in seiner Erklärung Binder „zu einer unmissverständlichen und persönlichen Entschuldigung auf.“ Demnach will sich der Kneipenchef heute um 15 Uhr auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße offiziell und persönlich bei Babacar N‘Diaye entschuldigen.

Gestern Mittag war der Stürmer noch nicht bereit, eine persönliche Entschuldigung des Lokalbetreibers (Binder: „Es ist doof, dass das passiert ist“) anzunehmen: „Das muss ich erstmal verarbeiten.“

Auch in anderen Kneipen auf dem Kiez wie dem „Clochard“ soll es in den vergangenen Monaten zu generellen Hausverboten für Schwarzafrikaner gekommen sein.