Science ist auch eine Image-Frage

Städte wie Hamburg, München, Heidelberg ließ Bremen im Kampf um den schönen Titel „Stadt der Wissenschaft“ hinter sich. Gewinnen will man mit dem Schwerpunkt auf der Vermittlung von Wissenschaft. Proteste bleiben aus, Handelskammer jubelt

Jury-Mitglied Andreas Sentker: „Die Uni Bremen bewegt sich weg vom Image der Roten Kaderschmiede.“

Bremen taz ■ Bremen tut, was es kann, um den Rest der Republik daran zu erinnern, dass die Stadt aus dem Märchen real existiert und mit einem Besuch – am liebsten inklusive Space Center und über Nacht – beglückt werden kann. 2010 wäre man so gerne Europäische Kulturhauptstadt und 2005 „Stadt der Wissenschaft“.

Die Chancen stehen für letzteres nicht schlecht: Schließlich wurden in dem vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft ausgelobten Wettbewerb renommierte Universitätsstädte wie München und Heidelberg aus dem Rennen geworfen. 37 Städte hatten sich insgesamt beworben, vier sind noch dabei: neben dem Verbund Bremen/Bremerhaven müssen sich am 12. März Göttingen, Tübingen und Dresden einer „detaillierten Befragung“ stellen, wie es in einer Mitteilung des Stifterverbandes heißt.

Ausgerechnet Bremen? Die Stadt, von deren Universität deutsche Professoren immer noch so wenig halten, dass sie Umfragen danach, ob sie ihre Kinder hierher schicken würden, immer noch mit „nein“ beantworten? Die mit 12 Männern besetzte Jury – darunter der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz Peter Gaehtgens – hat sich davon nicht beeindrucken lassen. „Die Uni Bremen bewegt sich weg vom Image der Roten Kaderschmiede“, sagt Jury-Mitglied und ZEIT-Wissenschaftsredakteur Andreas Sentker. Er verweist auf die große Anzahl von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Sonderforschungsbereichen. „Es wird exzellente Forschung nach Bremen geholt.“ Allerdings sei das Kriterium für die Nominierung nicht die wissenschaftliche Exzellenz gewesen, die sich in einer Stadt ballt, sondern vielmehr, wie diese nach außen dargestellt wird. Dem Stifterverband gehe es darum, Projekte zu fördern, „die Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm heraustreiben“, sagt Sentker. Und Bremen sei eine der Städte, in denen Wissenschafts-Vermittlung besonders stark betrieben würde.

„Unser Hauptanliegen ist es, Wissenschaft einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, sagt Albert Gerdes, Sprecher des DFG-Forschungszentrums für Ozeanränder. Gemeinsam mit seinem Chef, dem Meeresgeologen und Universum-Erfinder Gerold Wefer hat er die Bewerbung koordiniert und das Konzept entwickelt.

Genaueres zu geplanten Projekten will er aus taktischen Gründen noch nicht verraten, nur so viel, dass jetzt auch Sozial- und Geisteswissenschaften mit einbezogen werden sollen. Diese hatten bisher im Konzept gegenüber den Ingenieurs- und Naturwissenschaften eine untergeordnete Rolle gespielt. Auch über Zahlen soll erst gesprochen werden, wenn Bremen tatsächlich den Zuschlag bekommt. „Ich bin aber optimistisch, dass Bremen und Bremerhaven sich dann auch finanziell entsprechend engagieren werden.“ Vom Stifterverband wird es eine Förderung in Höhe von 125.000 Euro plus maximal 125.000 Euro als Zuschuss zu privat eingeworbenen Mitteln geben.

Für eine verbesserte Lehre und mehr Service für Studierende gibt es im Rahmen des Wettbewerbs allerdings kein Geld. Da sind nach wie vor die leeren Kassen der öffentlichen Hand gefragt. Eiken Bruhn