Unsichere Aussichten für die Weltwirtschaft

Nicht nur der weitere Kriegsverlauf birgt Risiken, auch andere Probleme rücken jetzt wieder in den Fokus

BERLIN taz ■ Die Signale an den Finanzmärkten sind deutlich: Mit dem Ende des Regimes von Saddam Hussein in Bagdad ist es nicht getan, weder ist der Krieg zu Ende, noch sind die Probleme der Weltwirtschaft gelöst. So hatten sich die internationalen Börsen als Stimmungsmesser schon am Mittwoch nur eine kurze Zwischenrallye gegönnt, bevor sie allesamt negativ abschlossen. Gestern setzte sich der Trend ungebrochen fort. Der Nikkei begann den Börsentag mit einem Rutsch unter die 8.000er-Marke, die europäischen Börsen lagen am Nachmittag noch unter den Vortagesabschlüssen, nur der Dax pendelte um den Nullpunkt.

„Machen wir uns nichts vor“, sagte der Bremer Finanzwirtschaftler Rudolf Hickel der taz: „Der worst case in diesem Krieg scheint nicht einzutreten, aber es bleiben Unsicherheiten.“ Positiv sei dabei, dass die Ölanlagen weitgehend unangetastet geblieben sind. Das spreche dafür, dass zumindest ein Teil der Förderung bald wieder aufgenommen werden könnte. Das wäre gut für den Ölpreis, der sich „bei 24, 25 Dollar pro Barrel“ stabilisieren könnte. Und es würde die Finanzierung des Wiederaufbaus erleichtern. Zugleich, so Hickel, sei jedoch nicht absehbar, wie lange die Kämpfe noch fortdauern, ob es Amerikanern und Briten gelingt, den Übergang zu sichern und später eine tragfähige Regierung einzusetzen, wie der Wiederaufbau funktioniert – und was er kostet. Hinzu komme die Gefahr von terroristischen Anschlägen. „Es ist nicht so, als kehrten wir ökonomisch einfach zum Zustand quo ante zurück.“

Neben diesen weiter bestehenden kriegsabhängigen Risiken rückten gestern aber andere Faktoren wieder ins Blickfeld. „Es ist, als seien die Scheuklappen plötzlich weg“, hieß es in einem BBC-Report. Nun würden sich die Investoren wieder bewusst, wie die globale Wirtschaftslage tatsächlich aussieht.

Und das ist alles andere als gut, denn die weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte bestehen weiter. Die Rolle des Motors kommt den USA zu. Und die kämpfen mehr denn je mit fundamentalen Problemen. So ist ihr Haushaltsdefizit durch den Krieg weiter gewachsen. Und ihr Leistungsbilanzdefizit liegt inzwischen bei über einer halben Billion US-Dollar. BEATE WILLMS