Brücke zwischen Mutter und Kind

Arbeitskreis fordert niedrigschwellige Unterkunft für drogensüchtige Eltern

Genaue Zahlen, um die Notwendigkeit des geforderten Sozialprojektes zu illustrieren, hat der Arbeitskreis verständlicherweise nicht zur Hand. Nur einen Richtwert: „25 Frauen allein in St. Georg waren es im vergangenen Jahr“, erklärt Corrina Koob vom Projekt Laufwerk, „die bis zur Geburt ihrer Kinder obdachlos auf der Szene lebten.“ Die aktuelle Zahl dürfte weit höher liegen.

Viele dieser Frauen, vorwiegend Prostituierte, würden die Schwangerschaft bis zum letzten Moment negieren. „Es gibt weder Vorsorgeuntersuchungen noch Geburtsvorbereitung“, so Ruth Lohbeck, Ärztin beim Café Sperrgebiet, „viele Frauen müssen mit dem Rettungswagen zur Entbindung gebracht werden.“

Wo die Schwangerschaft mit Obdachlosigkeit, dem nicht vorhandenen Kindsvater und eben Drogensucht zusammentrifft, setzt das Engagement des Arbeitskreises „Schwangere Frauen“ an: MitarbeiterInnen der Sozialprojekte Laufwerk, Iglu und Ragazza haben gemeinsam mit Hamburger Ärzten und Therapeuten das Modell „Brückenhaus“ ausgearbeitet. Als niedrigschwellige Einrichtung soll es drogenabhängigen Eltern Betreuung und näheren Kontakt zum Kind bieten. Ähnliche stationäre Aufenthalte für Mutter und Kind stehen bislang unter der Auflage eines sofortigen Entzugs. Was allerdings in den wenigsten Fällen bewältigt werden kann. Der Entzug dauert mindestens zwei Jahre, einen oder zwei Rückfälle eingerechnet.

Während dieser Zeit müsse es den Müttern möglich sein, „einen Bezug zum Kind“ aufzubauen. Die SozialarbeiterInnen stimmen darin überein, dass auch während der Entzugszeit ein Zusammenleben von Mutter und Kind möglich ist. „Wir haben es bereits mit der zweiten Generation drogenabhängiger Schwangerer zu tun“, bekräftigt Ruth Lohbeck. „Wir brauchen jetzt diese spezialisierte Einrichtung. Der Bedarf ist unübersehbar.“ CHK