Harksen-Urteil
: Milde für die High Society

Würde man eine harte Rechnung aufstellen, könnte man sagen, zumindest für Jeanette Harksen haben sich die Betrügereien ihres Mannes gelohnt. Sie konnte jahrelang im Luxus schwelgen und braucht dafür nicht einen Tag ins Gefängnis. Und auch Jürgen Harksen selbst ist mild davongekommen. Rechnet man die bereits verbüßte Haftzeit ab, und kommt er irgendwann wegen guter Führung wieder vorzeitig frei, wird er nicht mehr lange im Gefängnis bleiben müssen. Genugtuung erlangen die Opfer des Ehepaares mit diesem Urteil sicher nicht.

Kommentar von ELKE SPANNER

Natürlich mutet es zunächst befremdlich an, sich die elegante Jeanette Harksen im Frauengefängnis Hahnöfersand vorzustellen. Zwischen den ehemaligen Junkies beispielsweise, deren Drogenkarriere sie irgendwann ins Gefängnis brachte. Aber nur weil diese einer anderen sozialen Schicht entstammen, ist ihnen das Gefängnis nicht eher zumutbar als einem Mitglied der High Society. Und doch ist die Hemmschwelle der Justiz offensichtlich ungleich höher, „ihresgleichen“ in Haft zu stecken.

Hamburgs Gefängnisse sind überfüllt, weil dort Menschen eingesperrt sind, die sich zu ihrer Sozialhilfe etwas hinzuverdient haben. Oder die mehrfach beim Schwarzfahren erwischt worden sind. Viele sitzen hinter Gittern, weil sie ihren Drogenkonsum mit Diebstählen und anderen Kleindelikten finanziert haben. Auf die Summe, die die Harksens mit ihren Betrügereien erwirtschaftet haben, bringen sie es alle zusammen nicht. Und doch werden sie ungleich härter bestraft.

Man kann sich über ein Gericht freuen, das ein mildes Urteil verhängt. Es bleibt aber ein bitterer Beigeschmack, wenn die gebotene Milde nur den oberen Zehntausend zugute kommt.