friedenscamp
: Verlässlicher „Pace“-Indikator

Im Grunde ist es einmal mehr eine Frage der Übersicht. Krieg vorbei oder nicht? Amerika eine Besatzungsmacht oder Demokratisierungs-Imperialist? Schwer zu beurteilen, hockt man schließlich mitten in der eurozentristischen Falle, unter schönen Linden, mitten im friedensbewegten Berlin. Tatsächlich aber handelt es sich um eine Position, die gnadenlos unterschätzt wird. Denn das so genannte „Friedenscamp“ Unter den Linden entpuppt sich als einzig verlässlicher Indikator dafür, wo auf der Kriegs- oder Friedensskala die Welt steht.

Kommentar von SUSANNE LANG

Zur Erinnerung: Am Mittwoch rückten Panzer nach Bagdad vor und stürzten Saddam von seinem Denkmalsockel. Krieg vorbei? Heute will die „Achse des Friedens“ gegen jede fremdbestimmte Nachkriegsordnung demonstrieren. Ist der Krieg nun wirklich vorbei, die Nachkriegsphase da? Müssen wir nun „Ruhe und Ordnung herstellen“ und mit „einer ganzen Palette an Forderungen“, die an Deutschland gestellt werden, am Aufbau mithelfen, wie Bundesverteidigungsminister Struck just zeitgleich zu den Geschehnissen unter den Linden verkündete?

Die Antwort hat das Friedenscamp längst geliefert. Denn gestern rückte die Stadtverwaltung dem Friedenscamp auf die Euro-Paletten und stürzte die Aktivisten von ihren Matratzen. Willkommen Nachkriegsordnung! Ordnungsgemäß und pflichtbewusst sind sie nun abgezogen – die Matratzen, Schlafzelte und Feuerstellen. Ein spontaner Hilfsbeitrag des Friedenscamps, das ohne diese Utensilien aber wohl vorerst weiter Stellung hält. Und in Bagdad freut man sich bald über ein paar Berliner Matratzen.