40 Skelette im Massengrab

Argentinisches Anthropologenteam findet mutmaßliche Opfer der Militärdiktatur

BUENOS AIRES taz ■ Auf dem Zentralfriedhof von Argentiniens zweitgrößter Stadt Córdoba haben Anthropologen das bisher größte bekannte Massengrab des Landes ausgehoben. Es enthält die Reste von mindestens 40 Menschen. Aufgrund der Verletzungen an den Skeletten schließen die Anthropologen darauf, dass es sich dabei um Opfer der argentinischen Militärdiktatur 1976 bis 1983 handeln könnte. Damals wurden über 10.000 Menschen von den Sicherheitskräften entführt und kamen nie wieder zurück.

„Es ist gut möglich, dass es sich bei einigen der Körper in diesem Grab um während der Diktatur verschwundene Personen handelt“, sagt Luis Fondebrider, einer der Gründer der Gruppe der Argentinischen Anthropologen, die seit 1984 Gräber aus der Diktaturzeit ausheben. Einige Skelette hatten eine Metallplatte am Handgelenk, mit denen die Militärs die Leichen ihrer Opfer identifizierten. Auch das geschätzte Alter der Opfer deutet darauf hin, dass es sich um Verschwundene handelt.

Die Gruppe der Argentinischen Anthropologen fand 1997 gemeinsam mit kubanischen Anthropologen die Reste von Che Guevara in Bolivien. In den vergangenen 19 Jahren ist es der Gruppe gelungen, über 600 Skelette in Argentinien zu bergen. Allerdings konnten nicht alle davon identifiziert werden. Die Identifizierung läuft über klinische Daten und Röntgenbilder der verschwundenen Personen. Eine Datenbank mit allen aufgeklärten Fällen ermöglicht den Anthropologen Rückschlüsse über verschwundene Personen.

Die Militärs der Diktatur sind strafrechtlich kaum zu fassen, da sie durch zwei Amnestiegesetze geschützt sind. Einige sitzen jedoch wegen Kindesentführung in Untersuchungshaft.

INGO MALCHER