Zu fair in Freiburg

Trotz starker Leistung und einem 1:1 im Breisgau sieht es für den FC St. Pauli schlechter denn je aus in der 2. Liga

Alle Befürchtungen schienen sich bestätigen zu wollen. Innerhalb der ersten 30 Minuten im Spiel des FC St. Pauli in Freiburg sollten sich böse Erinnerungen aus der Vergangenheit auf dem Platz des Dreisamstadions widerspiegeln. 1996/1997 ging es für beide um den Abstieg – aus Liga eins. 0:4 lautete das Resultat.

Wahrscheinlich erinnerte sich kein einziger Spieler aus dem aktuellen Kader mehr an dieses Grauen – die ersten 25 Minuten gestern spielten sie trotzdem so weiter, wie sie damals aufgehört hatten. Allein der quirlige Freiburger Hakenschläger Alexander Iashvili hätte seinen Club in der Anfangsphase mit ein wenig mehr Übersicht einen ruhigen Nachmittag bescheren können. Aber irgendwie wollte dieses Spiel ja etwas Besonderes sein. In Freiburg wurde als Geste der Verbundenheit zum FC St. Pauli ein Sonderheft des Stadionmagazins Heimspiel erstellt, in dem mehr oder weniger Bekannte wie Andrew Eldritch (Sisters Of Mercy), Zlatan Bajramovic (St. Pauli-Fan in Freibug) und Dieter Salomon (Freiburger Oberbürgermeister) ihre Verbundenheit zu einem der beiden Vereine oder gar beiden zum Ausdruck brachten.

An einen portugiesischen Beitrag musste sich der Brasilianer Chris erinnert haben, als er in der 28. Minute aus knapp 30 Metern so kräftig gegen die Kugel trat, dass selbst der sonst sehr aufmerksame Freiburger Keeper Richard Golz nur noch hinterherfliegen konnte und der Ball zum 0:1 für St. Pauli im Netz landete. Um die Halbzeit aber nicht zu unfair zu Ende gehen zu lassen, gestattete St. Paulis rechte Abwehrseite nochmals eine Flanke von Iashvili – und mit einem Eigentor ließ Nascimento Gerechtigkeit walten.

In der zweiten Hälfte übernahm St. Pauli das Spielgeschehen und spielte sich häufig bis vor das Tor der Breisgauer. Zlatan Bajramovic imponierte dies, er wollte seinem ehemaligen Verein mit einem Foul an Fabian Gerber im Strafraum zu einem Sieg verhelfen. Doch Babacar N‘Diaye erinnerte sich leider an ein Spiel mit Hannover 96 gegen Freiburg, bei dem er einen Strafstoß gegen Golz rechts unten einschob. „Ich dachte, er erinnert sich daran und wollte woanders reinschießen.“ Golz hatte sich nicht erinnert und hielt.

Die letzten zehn Minuten versuchte St. Pauli dann gegen zehn Freiburger (Tskitishvili sah gelb-rot) das Ergebnis leider nur noch zu verwalten. „Ich hatte Sorge, wie gegen Reutlingen in das offene Messer zu laufen“, erklärte Trainer Franz Gerber, der allerdings nach Ahlens Sieg gegen Trier nun mit seinem Team fünf Punkte für den Klassenerhalt aufzuholen hat. Ein eigentlich freudestiftendes Unentschieden gegen den Aufstiegsaspiranten wurde eine tabellarische Niederlage. OKE GÖTTLICH